Ein neuer Text oder ein neues Schreibprojekt sorgt von ganz alleine für Energie und die nötige Motivation. Auf langen Wegen gehören Durststrecken dazu – doch wenn dich erst der Elan, dann die Motivation und dann noch der Mut verlässt, ist es an der Zeit dich selbst zum Schreiben zu motivieren.

Kennst du dein Warum?

Wenn du dich nicht dazu aufraffen kannst, an deinem Schreibprojekt weiterzuarbeiten, solltest du zuerst einmal in dich gehen und dein Motiv – deinen Beweggrund – herausfinden. Nichts anderes verbirgt sich hinter der Motivation. Das Wichtigste ist dein Warum. Warum möchtest du den Text schreiben oder diese Geschichte erzählen? Wieso hast du ihn begonnen? Vielleicht ist dir auch nicht klar für wen oder warum du überhaupt schreibst. Also kläre diese Fragen als erstes für dich und schreib deine Gedanken auf.

Stell dir das Ergebnis vor

Denk an deinen fertigen Text – wie stolz und erleichtert du sein wirst, wenn er fertig ist. Stell ihn dir als fertiges Buch vor, als Beitrag einer Anthologie, abgedruckt in einer Zeitschrift – was auch immer du dir wünscht. Je genauer du dir vorstellst wie das Ergebnis aussehen und mit welchen Gefühlen du es verbinden wirst, desto leichter wird es dir fallen, für dieses Ziel zu arbeiten.
In meiner Vorstellung klingelt der Paketbote, um mir meine druckfrischen Exemplare zu überreichen. Ich bitte ihn, kurz zu warten, um das Paket zu öffnen und ihm das Buch zu zeigen. Als ich ihm davon erzähle, ist er so interessiert, dass ich ihm ein Buch schenke – und es direkt für ihn signiere.
Kein Ziel ist in Stein gemeißelt. Deine Meinung dazu kann und darf sich ändern. Schau immer mal, ob das Ziel noch passt. Ist es vielleicht nicht die Veröffentlichung, sondern die Reaktion deiner zukünftigen Leser, die dich zum Schreiben motiviert? Wenn du den Schreibprozess als solchen lieber magst, stellst du dir viel lieber vor, wie du fokussiert am Schreibtisch sitzt, an deinem Text schreibst und im Flow arbeitest – und mit jedem Text besser wirst.
Tipp: Sammle Bilder und motivierende Zitate, die dich an deine Ziele erinnern und du auf nur einem Blick weißt, warum du begonnen hast. Schau dafür gerne bei meinem Pinterest-Board für die Schreibmotivation vorbei.

Fühlst du dich wohl in deiner Schreibumgebung?

Schau dir als nächstes deinen Schreibort an. Sind der Schreibtisch, das Bett, das Sofa, der Küchentisch, der Boden, die Parkbank, das Café, die Bibliothek der richtige Ort für dich? Mit Stift oder an der Tastatur? Zu welcher Zeit schreibst du am liebsten? Hast du dir Zeitinseln für das Schreiben reserviert? Experimentiere mit Orten, Schreibgeräten und erlaube dir auch draußen an andere Orten zu schreiben oder unterwegs dein Notizbuch zu füllen.

Hast du ein Schreibritual?

Mit einem Ritual fällt das Anfangen und das Dranbleiben leichter. Erschaffe dir eins, mit dem du deine Schreibzeit beginnst: mit einer Tasse Kaffee oder Tee, Hintergrundmusik, mit einem Gedicht oder Zitat als Inspiration.
Wenn du immer wieder nach dem Ritual zu schreiben beginnst, wird beides in deinem Kopf fest miteinander verknüpft sein. Sodass auf dein Ritual automatisch das Schreiben folgt. Um neue Gewohnheiten zu etablieren, brauchst du ein auslösendes Ereignis. Ich habe mich daran gewöhnt, in mein Tagebuch zu schreiben, sobald ich abends ins Bett gehe. In mein Journal schreibe ich direkt nach dem Aufwachen. Eine neue Gewohnheit einzurichten, ist viel leichter als eine bestehende zu ändern.
Tipp: Oft lese ich, dass andere Schreiber sich gerne eine Kerze zum Schreiben anzünden. Eine schöne Kerze, die du dir nur für das Schreiben gekauft hast und die nur während des Schreibens brennt, ist ein motivierendes Bild: So lange sie brennt, schreibst du. Und mit dem schwindenden Wachs hast du sogar eine Fortschrittsanzeige.

Setze dir kleine Ziele  und eine Frist

Überlege dir, welche täglichen Schritte du unternehmen musst und wie viele Wörter du schreiben musst, um deinen Text zu schreiben. Setze die Ziele so klein an, dass du sie problemlos einhalten kannst: 500 Wörter pro Tag, ein Absatz pro Tag, jeden Tag eine, zwei oder drei Seiten…
Frage dich immer was dich deinem Ziel näher bringt: zu schreiben oder deine liebste Ersatzhandlung (wie Serien schauen, den Schreibtisch aufräumen, durchs News-Feed scrollen etc.)?
Setze dir eine Frist für dein Schreibprojekt, denn sie hat außerdem noch einen Nebeneffekt:
„Wenn wir die Mitte einer festgelegten Zeitspanne erreichen, lassen wir uns zum Teil hängen, zum Teil schrecken wir auf. Ein innerer Alarm erinnert und daran, dass wir die Hälfte der Zeit schon haben verstreichen lassen. Das führt zu einer gesunden Dosis Stress (…), die unsere Motivation aktiviert und dazu führt, dass wir unsere Strategie überdenken.“, schreibt Daniel Pink in When – Der richtige Zeitpunkt.
Das kommt dir sicherlich genauso bekannt vor wie mir – also Termin festlegen und darauf zuarbeiten. 

Hör mitten im Satz auf

Ernest Hemingway soll mitten im Satz aufgehört haben, um dort am nächsten Tag weiterzuschreiben. Dahinter steckt der Zeigarnik-Effekt: Unvollendete Aufgaben beschäftigen uns länger als abgeschlossene. Also grübeln wir nach dem Schreiben noch eine Weile darüber nach und wollen am nächsten Tag direkt weiterschreiben.

Unterbrich die Kette nicht

Mit der Kette ist gemeint, dass du am besten jeden Tag schreiben solltest und dir für jeden dieser Tage ein X im Kalender oder in einer Liste einträgst. Tag für Tag kommen mehr X dazu und es entsteht eine Kette. Das Ziel ist es, die Kette nicht abreißen zu lassen und keinen einzelnen Tag auszulassen. Die Methode geht auf den Comedian Jerry Seinfeld zurück, der jeden Tag Standup geübt hat, um besser zu werden.

Steckt noch ein anderes Problem dahinter?

Hinter einem Schreibproblem oder fehlender Motivation liegen oft andere Gründe. Angefangen von schlechter Erfahrung mit dem Schreiben, früherem Feedback, das beim Schreiben hemmt, einer Figur, die dich an jemanden oder eine Situation erinnert.
Wir alle kennen diese Glaubenssätze, die uns vom Schreiben abhalten und zweifeln lassen (z. B. das wird nie was, ich schreibe zu langsam, zu langweilig, mir fällt nichts ein, wer will das lesen…). Das Gute ist: Sie sind nicht wahr. Sie sind wahr, weil du daran glaubst. Deshalb sammle Erfolge und Gegenbeweise, die dich in solchen Momenten aufbauen.
Was dir außerdem helfen kann, ist ein Arbeitsjournal, das du begleitend zu deinem Schreibprojekt führst. Darin denkst du auf dem Papier über dein Projekt nach, z. B. über inhaltliche Schwächen, handwerkliche Fragen, deinen Schreibprozess.
Im Zweifel gilt: Mehr schreiben und weniger darüber nachdenken. Und wenn an manchen Tagen gar nichts davon hilft, sieh es gelassen und beginne am nächsten Tag von vorne.

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