Wege aus dem Schreibtief – So motivierst du dich zum Schreiben

Wege aus dem Schreibtief – So motivierst du dich zum Schreiben

Ein neuer Text oder ein neues Schreibprojekt sorgt von ganz alleine für Energie und die nötige Motivation. Auf langen Wegen gehören Durststrecken dazu – doch wenn dich erst der Elan, dann die Motivation und dann noch der Mut verlässt, ist es an der Zeit dich selbst zum Schreiben zu motivieren.

Kennst du dein Warum?

Wenn du dich nicht dazu aufraffen kannst, an deinem Schreibprojekt weiterzuarbeiten, solltest du zuerst einmal in dich gehen und dein Motiv – deinen Beweggrund – herausfinden. Nichts anderes verbirgt sich hinter der Motivation. Das Wichtigste ist dein Warum. Warum möchtest du den Text schreiben oder diese Geschichte erzählen? Wieso hast du ihn begonnen? Vielleicht ist dir auch nicht klar für wen oder warum du überhaupt schreibst. Also kläre diese Fragen als erstes für dich und schreib deine Gedanken auf.

Stell dir das Ergebnis vor

Denk an deinen fertigen Text – wie stolz und erleichtert du sein wirst, wenn er fertig ist. Stell ihn dir als fertiges Buch vor, als Beitrag einer Anthologie, abgedruckt in einer Zeitschrift – was auch immer du dir wünscht. Je genauer du dir vorstellst wie das Ergebnis aussehen und mit welchen Gefühlen du es verbinden wirst, desto leichter wird es dir fallen, für dieses Ziel zu arbeiten.
In meiner Vorstellung klingelt der Paketbote, um mir meine druckfrischen Exemplare zu überreichen. Ich bitte ihn, kurz zu warten, um das Paket zu öffnen und ihm das Buch zu zeigen. Als ich ihm davon erzähle, ist er so interessiert, dass ich ihm ein Buch schenke – und es direkt für ihn signiere.
Kein Ziel ist in Stein gemeißelt. Deine Meinung dazu kann und darf sich ändern. Schau immer mal, ob das Ziel noch passt. Ist es vielleicht nicht die Veröffentlichung, sondern die Reaktion deiner zukünftigen Leser, die dich zum Schreiben motiviert? Wenn du den Schreibprozess als solchen lieber magst, stellst du dir viel lieber vor, wie du fokussiert am Schreibtisch sitzt, an deinem Text schreibst und im Flow arbeitest – und mit jedem Text besser wirst.
Tipp: Sammle Bilder und motivierende Zitate, die dich an deine Ziele erinnern und du auf nur einem Blick weißt, warum du begonnen hast. Schau dafür gerne bei meinem Pinterest-Board für die Schreibmotivation vorbei.

Fühlst du dich wohl in deiner Schreibumgebung?

Schau dir als nächstes deinen Schreibort an. Sind der Schreibtisch, das Bett, das Sofa, der Küchentisch, der Boden, die Parkbank, das Café, die Bibliothek der richtige Ort für dich? Mit Stift oder an der Tastatur? Zu welcher Zeit schreibst du am liebsten? Hast du dir Zeitinseln für das Schreiben reserviert? Experimentiere mit Orten, Schreibgeräten und erlaube dir auch draußen an andere Orten zu schreiben oder unterwegs dein Notizbuch zu füllen.

Hast du ein Schreibritual?

Mit einem Ritual fällt das Anfangen und das Dranbleiben leichter. Erschaffe dir eins, mit dem du deine Schreibzeit beginnst: mit einer Tasse Kaffee oder Tee, Hintergrundmusik, mit einem Gedicht oder Zitat als Inspiration.
Wenn du immer wieder nach dem Ritual zu schreiben beginnst, wird beides in deinem Kopf fest miteinander verknüpft sein. Sodass auf dein Ritual automatisch das Schreiben folgt. Um neue Gewohnheiten zu etablieren, brauchst du ein auslösendes Ereignis. Ich habe mich daran gewöhnt, in mein Tagebuch zu schreiben, sobald ich abends ins Bett gehe. In mein Journal schreibe ich direkt nach dem Aufwachen. Eine neue Gewohnheit einzurichten, ist viel leichter als eine bestehende zu ändern.
Tipp: Oft lese ich, dass andere Schreiber sich gerne eine Kerze zum Schreiben anzünden. Eine schöne Kerze, die du dir nur für das Schreiben gekauft hast und die nur während des Schreibens brennt, ist ein motivierendes Bild: So lange sie brennt, schreibst du. Und mit dem schwindenden Wachs hast du sogar eine Fortschrittsanzeige.

Setze dir kleine Ziele  und eine Frist

Überlege dir, welche täglichen Schritte du unternehmen musst und wie viele Wörter du schreiben musst, um deinen Text zu schreiben. Setze die Ziele so klein an, dass du sie problemlos einhalten kannst: 500 Wörter pro Tag, ein Absatz pro Tag, jeden Tag eine, zwei oder drei Seiten…
Frage dich immer was dich deinem Ziel näher bringt: zu schreiben oder deine liebste Ersatzhandlung (wie Serien schauen, den Schreibtisch aufräumen, durchs News-Feed scrollen etc.)?
Setze dir eine Frist für dein Schreibprojekt, denn sie hat außerdem noch einen Nebeneffekt:
„Wenn wir die Mitte einer festgelegten Zeitspanne erreichen, lassen wir uns zum Teil hängen, zum Teil schrecken wir auf. Ein innerer Alarm erinnert und daran, dass wir die Hälfte der Zeit schon haben verstreichen lassen. Das führt zu einer gesunden Dosis Stress (…), die unsere Motivation aktiviert und dazu führt, dass wir unsere Strategie überdenken.“, schreibt Daniel Pink in When – Der richtige Zeitpunkt.
Das kommt dir sicherlich genauso bekannt vor wie mir – also Termin festlegen und darauf zuarbeiten. 

Hör mitten im Satz auf

Ernest Hemingway soll mitten im Satz aufgehört haben, um dort am nächsten Tag weiterzuschreiben. Dahinter steckt der Zeigarnik-Effekt: Unvollendete Aufgaben beschäftigen uns länger als abgeschlossene. Also grübeln wir nach dem Schreiben noch eine Weile darüber nach und wollen am nächsten Tag direkt weiterschreiben.

Unterbrich die Kette nicht

Mit der Kette ist gemeint, dass du am besten jeden Tag schreiben solltest und dir für jeden dieser Tage ein X im Kalender oder in einer Liste einträgst. Tag für Tag kommen mehr X dazu und es entsteht eine Kette. Das Ziel ist es, die Kette nicht abreißen zu lassen und keinen einzelnen Tag auszulassen. Die Methode geht auf den Comedian Jerry Seinfeld zurück, der jeden Tag Standup geübt hat, um besser zu werden.

Steckt noch ein anderes Problem dahinter?

Hinter einem Schreibproblem oder fehlender Motivation liegen oft andere Gründe. Angefangen von schlechter Erfahrung mit dem Schreiben, früherem Feedback, das beim Schreiben hemmt, einer Figur, die dich an jemanden oder eine Situation erinnert.
Wir alle kennen diese Glaubenssätze, die uns vom Schreiben abhalten und zweifeln lassen (z. B. das wird nie was, ich schreibe zu langsam, zu langweilig, mir fällt nichts ein, wer will das lesen…). Das Gute ist: Sie sind nicht wahr. Sie sind wahr, weil du daran glaubst. Deshalb sammle Erfolge und Gegenbeweise, die dich in solchen Momenten aufbauen.
Was dir außerdem helfen kann, ist ein Arbeitsjournal, das du begleitend zu deinem Schreibprojekt führst. Darin denkst du auf dem Papier über dein Projekt nach, z. B. über inhaltliche Schwächen, handwerkliche Fragen, deinen Schreibprozess.
Im Zweifel gilt: Mehr schreiben und weniger darüber nachdenken. Und wenn an manchen Tagen gar nichts davon hilft, sieh es gelassen und beginne am nächsten Tag von vorne.

Wie gehst du mit einem Motivationsloch um?

Die beste Schreibzeit finden – mehr Produktivität im Rhythmus mit der inneren Uhr

Die beste Schreibzeit finden – mehr Produktivität im Rhythmus mit der inneren Uhr

Es gibt die einen Autor*innen, die sich noch vor dem Morgengrauen aus dem Bett schleichen und an ihren Schreibtisch zurückziehen, während die Welt noch im Schlaf liegt. Und es gibt die anderen, die erst in den späten Abendstunden beginnen. Oft bringen sie ihre Schreibzeit irgendwo zwischen Arbeit und Alltag unter. Doch anstatt die Zeit zufällig zu wählen, sollte das Schreiben zum Rhythmus der inneren Uhr passen.

Energie und Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf

Daniel H. Pink sucht in seinem Buch When nach dem richtigen Zeitpunkt: für Anfänge, Pausen und Enden. Was er dabei herausfindet, lässt sich auf verschiedene Tätigkeiten übertragen und damit auch der beste Zeitpunkt fürs Schreiben bestimmen.

Im Laufe eines Tages schwankt unsere Stimmung und Leistungsfähigkeit. Studien zeigen, dass diese Schwankungen immer dem gleichen Muster folgen und sich Tag für Tag wiederholen. Für die meisten Menschen gilt: Auf den Höhepunkt am Vormittag, an dem die Konzentration am höchsten ist, folgt der Tiefpunkt und darauf eine Erholungsphase.

Eigenschaften von Eulen und Lerchen

Welchem Muster der Tagesverlauf folgt, hängt davon ab, ob wir ein Morgenmensch, Nachtmensch oder eine Mischung aus beidem sind. Oder, um es mit den Fachbegriffen aus der Chronobiologie zu sagen: ob wir Lerche, Eule oder Normvogel sind.

Wer zum Chronotyp der Lerche gehört, ist ein Frühaufsteher. Ihr Tagesablauf folgt dem Muster: Höhepunkt – Tiefpunkt – Erholung. „Bei den meisten von uns erreicht die Fähigkeit, klug und analytisch zu denken am späten Vormittag oder um Mittag herum ihren Höhepunkt“, schreibt Daniel H. Pink. 

Eulen sind Nachtmenschen und kommen morgens nur langsam in die Gänge. Ihre Leistungskurve verläuft genau umgekehrt: Erholung – Tiefpunkt – Höhepunkt. Die meiste Energie und Konzentration haben sie in den Abendstunden.

Welcher Chronotyp bist du? Mit diesem Test findest du heraus, ob eine Lerche oder Eule in dir schlummert.

Welche Aufgaben zu welcher Tageszeit?

Wenn du weißt, zu welchem Chronotyp du gehörst, solltest du deine Aufgaben im Rhythmus deiner inneren Uhr erledigen. Daniel H. Pink schreibt von Synchronizität, also das “Chronotyp, die Aufgabe und das Ziel zusammenpassen” sollten.

Studien haben gezeigt, dass analytische Aufgaben am besten in Hochleistungsphasen gelöst werden können, während es sich mit kreativen Aufgaben genau umgekehrt verhält.

Dahinter steckt das Inspiration-Paradox. Es bedeutet, dass „Innovation und Kreativität dann am größten sind, wenn wir nicht auf unserer Höhe sind, zumindest, was unseren Tagesrhythmus angeht“, so zitiert Daniel H. Pink eine Arbeit von Hasher, Zacks und May.

Zusammengefasst heißt es: Für Morgenmenschen liegt die optimale Zeit zum Schreiben in den Abendstunden und für die Nachtmenschen am Morgen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass du dich deinem Schreibprojekt nur einmal am Tag widmen kannst, denn rund um das Schreiben gibt es jede Menge analytische Aufgaben, wie zum Beispiel:

  • Texte überarbeiten
  • Plot und Handlung entwickeln
  • Schreibplan aufstellen
  • Outline und Struktur schreiben
  • Recherche
  • Fremde Texte analysieren

Rituale und Tagesabläufe von Künstlern

Wenn du dich fragst, wann und wie andere Autor*innen arbeiten und schreiben, dann gibt Musenküsse erstaunliche Einblicke. Mason Currey hat in zwei kleinen, feinen Büchern die Rituale und Arbeitsroutinen berühmter Künstler gesammelt. Hier lässt sich herauslesen, wer zu den Lerchen und wer zu den Eulen gehört. Doch entscheidender ist: Es ist nicht die Muse und das Warten auf Inspiration, das die Künstler zu Künstlern macht, sondern ihre Routine und Beständigkeit.

Mit dem Schreibtagebuch die beste Schreibzeit finden

Um deine Schreibroutine zu überprüfen und herauszufinden, wann dir das Schreiben leicht fällt, solltest du deine Schreibzeiten in einem Schreibtagebuch dokumentieren. Das kann ein Eintrag im Kalender oder Notizbuch sein oder eine Tabelle in einer digitalen Datei. Hier solltest du Folgendes notieren:

  • Datum
  • Zeit: Beginn und Ende deiner Schreibeinheit
  • Anzahl der Wörter
  • Ort
  • An welchem Schreibprojekt du geschrieben hast
  • Notizen: Was lief gut und was nicht, wie hast du dich gefühlt, woran hingst du fest und warum, was hat dich abgelenkt?

Teste verschiedene Zeiten und werte deine Einträge aus und schon kommst du deiner perfekten Tageszeit zum Schreiben näher.

Quellen und weiterführende Literatur

Currey, Mason (2014): Musenküsse. Kein & Aber: Zürich.

Currey, Mason; Frank, Arno (2015): Mehr Musenküsse. Kein & Aber: Zürich.

Pink, Daniel H. (2018): When: Der richtige Zeitpunkt. Ecowin: Salzburg.

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Schreibprobleme adé – Besser schreiben mit dem Schreibprozess

Schreibprobleme adé – Besser schreiben mit dem Schreibprozess

Texte lassen sich besser und effizienter schreiben, wenn du mit den Phasen des Schreibprozesses vertraut bist. Zu den häufigsten Schreibproblemen zählt das Vermischen der Schreibphasen: Noch während des Schreibens wird korrigiert, der Schreibfluss stockt, der innere Kritiker meldet sich zu Wort – da sind Blockaden vorprogrammiert. In diesem Artikel stelle ich dir den Schreibprozess vor und damit ein Hilfsmittel, um dein Schreiben besser zu strukturieren.

Die Phasen im Schreibprozess

In der Schreibforschung ist das Modell von Hayes & Flower die Basis für den Schreibprozess. Es gliedert sich in diese Phasen:

  1. Planen
  2. Formulieren
  3. Überarbeiten

Das Modell stellt einen idealen Prozess dar, der jedoch in der Praxis und individuell unterschiedlich sein kann. Diese Phasen helfen dabei, sich während des Schreibens zu orientieren und größere Schreibprojekte zu bewältigen.

Die passenden Arbeitstechniken für jede Schreibphase

Stell dir vor, du startest mit einem neuen Schreibprojekt. Bevor du dich direkt ins Schreiben stürzt, solltest du dich gedanklich darauf vorbereiten, um dir selbst genug Material zu geben, damit du später störungsfrei und fokussiert schreiben kannst.

Das Schreiben vorbereiten

Ideen entwickeln

Geeignete Methoden, um Ideen zu entwickeln sind zum Beispiel Brainstorming, Cluster, Mind Map oder Freewriting. Mit einem Arbeitsjournal kannst du dein Schreibprojekt dauerhaft begleiten und Ideen notieren: vom Thema, den Figuren bis zum Schauplatz.

Planen und strukturieren

Wenn du weißt, worüber du schreiben möchtest, solltest du in dieser Phase deine Ideen und dein bisher gesammeltes Material sortieren, es um Recherchen ergänzen und eine Gliederung erstellen. Auch bei literarischen Texten sind Gliederungen sinnvoll, zum Beispiel der Anfang und das Ende einer Kurzgeschichte, vielleicht sogar einzelner Abschnitte oder du kannst das Motiv deiner Geschichte ausarbeiten.

Den Plot deiner Geschichte kannst du grob planen, zum Beispiel mit einem Storyboard in Pinterest und ihn dann kapitelweise ausarbeiten. In dieser Phase solltest du dir außerdem einen Schreib- und Zeitplan erstellen. Dieser Plan kann ein Wörterziel pro Tag oder Schreibsitzung umfassen und sollte dein Schreibpensum auf deine Schreibzeit verteilen.

Den Rohtext schreiben

Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du dich in Schreibstimmung versetzen: ein bestimmtes Lied hören, Bilder anschauen, Zitate oder ein Gedicht lesen, ein Blick auf dein Storyboard werfen oder deinem Schreibritual nachgehen. Diesen Schritt solltest du an jedem Schreibtag an den Anfang stellen. Daran kann sich eine kurze Schreibübung anschließen.

Sei dir darüber klar, dass du einen Rohtext schreibst. Es ist ein Entwurf, den du später noch überarbeiten wirst. Später – und nicht jetzt. In dieser Phase geht es darum, zu schreiben und in einem Schreibfluss zu bleiben und deinen Gedanken zu folgen. Ohne Korrekturen zwischendurch. Ohne schnell etwas nachschlagen zu wollen und dann bei Google zu versumpfen.

Im Moment des Schreibens treffen unsere Erwartungen und eine ideale Vorstellung vom fertigen Text auf den Rohentwurf. Einem Text, in dem die Worte noch nicht geschliffen sind, Übergänge noch nicht stimmen, viele Sätze vielleicht immer wieder mit dem gleichen Wort beginnen. Die Versuchung ist groß, die Sätze umzustellen und Wörter zu löschen. Doch bleib bei deinen Gedanken und schreib den Text.

Um die Rechtschreibung und Synonyme kümmerst du dich einfach später. Verlagere alles, was in dieser Phase keinen Platz hat, in die Korrekturphase. Arbeite stattdessen mit einem Zeichencode und kennzeichne Wortwiederholungen, inhaltliche Lücken und fehlende Informationen mit einem Sternchen (*), Auslassungszeichen … , in Klammern ( ) oder markiere sie farbig.

Der Weg zum fertigen Text

Überarbeiten

Plane für die Überarbeitung ausreichend Zeit ein und beginne erst damit, wenn du etwas Abstand zu deinem Text gewonnen hast. Lass ihn ruhen von einer Nacht bis zu mehreren Tagen. Der beste Weg zum Überarbeiten ist immer noch der Ausdruck auf Papier und lautes vorlesen. Deinen Text solltest du in mehreren Durchgängen mit jeweils anderem Fokus überarbeiten: Rechtschreibung, Adjektive, Rhythmus, Beschreibungen, Figuren etc. Hier kümmerst du dich außerdem um die Markierungen, die du während des Schreibens gesetzt hast.

Veröffentlichen

Mit Abschluss der Überarbeitung ist dein Text fertig und bereit für den nächsten Schritt: die Veröffentlichung. Nach der Überarbeitung ist außerdem eine gute Gelegenheit, um den Text anderen zu zeigen oder an Testleser herauszugeben. Wenn du den Text in einer zu frühen Phase zeigst, kann es zu Schreibhemmungen führen. Die früheste Phase, um dir Feedback einzuholen ist nach Abschluss der Planungsphase. Hier kannst du um Feedback zur Struktur, zur Grundidee und zum Plot bitten.

Der Prozess in der Schreibpraxis

Bei einem kleinen Projekt durchläufst du mit dem Text alle Phasen nacheinander. Bist du in der Schreibphase angekommen, startest du an jedem Schreibtag mit dem Einstimmen und dann dem Schreiben. Es ist allerdings möglich und auch nötig, dass sich Schreibphasen wiederholen. Wenn du während der Überarbeitung feststellst, dass es dir an Ideen, Informationen oder Szenen fehlen, dann springe zurück in die entsprechenden Planungsphase und später zum Schreiben. Bei einem umfangreicheren Projekt schreibst du idealerweise kapitelweise an deinem Projekt. Dabei durchläuft jedes Kapitel den kompletten Schreibprozess.

Die Infografik zeigt die Phasen im Schreibprozess auf

So entwickelst du deinen individuellen Schreibprozess

Reflektiere deinen eigenen Schreibprozess und dein Verhalten beim Schreiben. Neigst du dazu, die Schreibphase aufzuschieben, während des Schreibens abzuschweifen oder zu lange (Denk-)Pausen zwischen zwei Sätzen einzulegen? Diese Probleme geben dir einen Hinweis, welche Phase im Schreibprozess du vielleicht auslässt und das Problem mit in die Schreibphase hinein schleppst.

Wenn du dich kennst und weißt, welcher Schreibtyp du bist, kannst du deinen Schreibprozess daran angleichen und manche Phasen im Schreibprozess mehr ausdehnen als andere. Wichtig ist, dass du die Tätigkeiten innerhalb der Phasen nicht miteinander verbindest. Vor allem die vorbereitenden Tätigkeiten dürften nicht jedem gleich gut liegen und ähnlich ausführlich ausfallen. Wer eher drauflos schreibt, wird sich nicht so lange mit der Vorbereitung aufhalten als jemand, der eine detaillierte Planung braucht.

Einen Überblick über die unterschiedlichen Schreibtypen gebe ich dir an einer anderen Stelle.

Weitere Ideen, wie du einen Schreibtag gestalten kannst, liest du in meinem Artikel über den idealen Schreibtag.

Der ideale Schreibtag – Tipps für klare Strukturen im Schreiballtag

Der ideale Schreibtag – Tipps für klare Strukturen im Schreiballtag

Es hat eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, wie wichtig Routinen und Regelmäßigkeit beim Schreiben sind. Geschrieben habe ich, wenn ich Lust dazu hatte und so gab es immer wieder Tage, die ich mal schreibend, mal nicht-schreibend verbracht habe. Ich kam nicht nur langsam voran, es stapelten sich viele angefangene Schreibprojekte und nur wenige kamen über den Entwurf und etliche Korrekturversionen hinaus. Damit es auch dir gelingt, deinen Schreibtag besser zu strukturieren, skizziere ich den Ablauf einer Schreibsequenz vom Einstimmen bis zum Ende kommen, die zu deiner täglichen Routine werden kann.

Mit der kleinsten Einheit gegen Widerstände und Blockaden

In der kleinstmöglichen Einheit liegt der Schlüssel, um ins Tun zu kommen. Die Idee ist angelehnt an Barbara Shers Ausführungen in Lebe das Leben, von dem du träumst. Als Coach und Karriereberaterin ist eine ihrer Strategien gegen innere Widerstände die „kleinste zumutbare Aktionseinheit“. Wenn du heute nicht schreiben kannst oder willst, dann probiere etwas von meiner folgenden Liste aus und belasse es dabei. Wiederhole es morgen und am nächsten Tag. So lange, bis du von selbst schreiben willst.

Ideen für kleine Einheiten, anstelle des Schreibens, um uns Schreiben zu kommen:

  • Notizbuch öffnen und Stift bereit legen
  • Geschriebenes vom Vortag lesen und Anmerkungen an den Rand schreiben
  • einen anderen Text von dir laut vorlesen
  • Einfälle zum geplanten Text notieren
  • den Tag Revue passieren lassen: Eindrücke notieren, Momente skizzieren
  • einen einzigen Satz oder Vers schreiben

Einstimmen ins Schreiben

Warum solltest du dich überhaupt einstimmen? Sicher kennst du das Gefühl, dass du gedanklich noch nicht bei der Sache bist, dass du am Schreibtisch sitzt, deine Gedanken aber abschweifen, dein Geist deinem Körper noch nicht hinterher gekommen ist. Beim Reisen ist es ähnlich: Der Geist reist langsam, er reist dem Körper hinterher, der schon längst in der nächsten Stadt angekommen ist.

Gib dir selbst das Signal, dass du nun bereit für das Schreiben bist, indem du deine Playlist startest. Gibt es vielleicht ein Lied, mit dem du immer wieder das Schreiben eröffnen möchtest? Einen Kurzgeschichtenband, in dem du bei jedem Mal eine neue Geschichte liest oder ein Gedicht aus einem Lyrikband liest?

Schreibeinstimmer können sein:

  • Musik hören
  • Gedicht, Songtext, Haiku oder Kurzgeschichte lesen
  • Bild betrachten
  • Text abschreiben
  • von einem Zitat anregen lassen

Beginne mit dem Warmschreiben

Aufwärmen oder warm schreiben, das klingt nach Sport, doch nichts anderes sind Fingerübungen für das tägliche Schreiben. Leg auf das Ergebnis keinen allzu großen Wert. Es ist der Entwurf vor dem Entwurf. Was hier entsteht, kann eine spätere Quelle für dich sein, eine Stoffsammlung oder auch ein fließender Übergang zu deinem Schreibprojekt – oder nichts von alledem.
Die Übung kann frei oder geführt sein, je nachdem, ob du nach einem selbst gewählten Thema oder assoziativ schreibst, oder indem du Vorgaben folgst.

So kannst du dich warm schreiben:

  • Schreibübung / Writing prompt
  • Journal schreiben
  • Freewriting
  • eine fortlaufende freie Übung, falls du z. B. eine Übungsfigur hast, dann schreibe kleine Episoden aus ihrer Perspektive

Struktur und Schreibziel festlegen

Leg dir für deine Schreibeinheit ein Ziel fest, das du erreichen möchtest. Das könnte sein: einen Entwurf schreiben, einen Absatz schreiben, 30 Minuten schreiben, 2 Seiten oder 1.000 Wörter. Dein Ziel sollte messbar sein, denn dadurch stellt sich der Erfolg schneller ein.

Schreiben und die Worte fließen lassen

In dieser Phase geht es nur um dich und das Schreiben. Um nichts anderes. Du konzentrierst dich voll aufs Tippen oder den Stift. Schreiben ohne löschen, ohne durchstreichen, ohne abzusetzen im besten Fall. Diese Phase ist von allen anderen im Schreibprozess zu trennen.

Du solltest nicht korrigieren, während du schreibst, denn dann unterbrichst du den Fluss. Du solltest auch nicht immer wieder zu einem Satz zurückkehren und umformulieren. Arbeite stattdessen mit Markierungen, wie einem * hinter dem Wort, wenn du dich in einer anderen Schreibphasen um eine treffendere Formulierung kümmern möchtest. Folge dem Fluss deiner Gedanken und schreibe weiter.

Du wirst sehen: Nur wenn etwas da ist, kannst du weiter damit arbeiten, es später verbessern und weiterentwickeln. So lange das Blatt leer bleibt, hast du nichts, mit dem du arbeiten kannst. Und wichtig: Chronologisch muss es gar nicht sein. Fang in der Mitte an oder spring zu einem anderen Teil – eben immer dahin, wohin der Stift dich verschlägt.

Der Wiedereinstieg nach Pausen

Pausen sind während des Schreibens wichtig und richtig. Es liegt nahe, dass du nach der Pause dein Geschriebenes wieder durchliest. Doch das versetzt dich möglicherweise in die “Korrekturphase” statt in die Schreibphase. Überprüfe daher, ob du in der Stimmung bist, um da weiterzuschreiben, wo du zuvor aufgehört hast. Vielleicht brauchst du nur einen kleinen Anstoß durch einen Impuls von außen (starte beim Einstimmen und Warmschreiben) oder du bleibst in der Korrekturphase bleiben oder wendest dich einem anderen Schreibprojekt zu, das sich vielleicht sogar in einer anderen Schreibphase befindet.

Das Schreiben beenden

Ernest Hemingway hat seinen Schreibtag mit einem Trick beendet: Indem er mitten im Satz aufhörte zu schreiben, wenn er genau wusste, wie es weiter ging. Das hat den Vorteil, dass du diese Energie mit in den nächsten Tag nimmst. Du weißt also genau, womit du starten wirst.

Den nächsten Schreibtag planen

In Ratgebern zum Zeitmanagement findet sich häufig der Tipp, am Ende des Tages den nächsten vorzubereiten. Das funktioniert über eine Liste, die du dir am Abend schreibst und Aufgaben für den neuen Tag überlegst. Neben dem Ziel, eine bestimmte Szene zu schreiben, können es auch Fragestellungen sein, denen du auf der Spur bist, z. B. was es braucht, um eine bestimmte Szene sinnlicher zu gestalten.

Brian Tracy schreibt in Eat the Frog davon, wie wichtig diese Vorbereitung ist, damit das Unterbewusstsein an diesen Aufgaben in der Zwischenzeit weiterarbeitet und beim Lösen von Problemen oder Fragestellungen hilft. In seinem Buch stellt Tracy ein Sammlungs- und Ordnungsprinzip für alle anfallenden Aufgaben an: Es sind Listen. Alle geplanten Aufgaben und ToDos werden in der Hauptliste gesammelt und wandern dann in die Monats-, Wochen- oder Tagesliste. In Online-Projektmanagementtools wie Trello oder Asana lassen sich als Aufgabenkärtchen anlegen und hin- und herschieben. Sie wandern von einer Liste zur nächsten und so kannst du dir für den nächsten Tag deine drei wichtigsten ToDos von der Wochen- in die Tagesliste schieben.

Schreibtag beendet – sei stolz!

Egal wie du deinen Schreibtag gestaltet hast, sei stolz. Sei stolz, wenn du eine Postkarte betrachtest und einige Zeilen geschrieben hast, wenn du zu laufender Musik geschrieben hast, wenn sich dein Notizbuch gefüllt hat, wenn dein Handgelenk vom schnellen Schreiben etwas schmerzt, wenn du mehr Ideen hast, als du aufschreiben kannst. Und auch, wenn du heute einen kleinen Schritt getan hast, über deinen Texten hängengeblieben bist und sie immer wieder durchgelesen hast. Bleib dran und mit jedem Mal mit dem du das Schreiben beginnst, wird die Verbindung stärker und das Schreiben selbstverständlicher.

Wie sieht dein Schreibtag aus?

Ich bin gespannt, welche Schreibroutinen du dir aufgebaut hast und freue mich, davon in den Kommentaren zu lesen!

Quellen und weiterführende Literatur
Sher, Barbara (2008): Lebe das Leben, von dem du träumst. München: dtv.
Tracy, Brian (2010): Eat that frog. 21 Wege, um sein Zaudern zu überwinden. Offenbach: GABAL.

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