Intuitives Schreiben – Wie du dich beim Schreiben mit dir selbst verbindest

Intuitives Schreiben – Wie du dich beim Schreiben mit dir selbst verbindest

„Eigentlich wusste ich schon vorher, dass es keine gute Idee war. Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl bei der Sache.“ Im Nachhinein wissen wir oft sehr genau, wann wir da so eine Ahnung hatten, dass etwas nicht gut, richtig oder stimmig für uns ist. Und trotzdem haben wir uns nicht danach entschieden. In solchen Momenten meldet sich die Intuition. Eine leise innere Stimme, die uns sagen will, wenn die Kompassnadel in die falsche Richtung zeigt. Jeder trägt diese Stimme in sich und kann durch das Schreiben wieder mit ihr in Kontakt kommen.

Kontakt zur inneren Stimme finden

Kontakt mit der inneren Stimme setzt einen guten Kontakt zu sich selbst voraus. Die innere Stimme spricht manchmal nur sehr leise und kann leicht überhört werden – gerade wenn da noch andere (kritische) Stimmen im Innen wie im Außen sprechen. Manchmal zeigt sie sich durch eine Ahnung, ein vages Gespür, ein Gefühl im Bauchraum, dass etwas nicht stimmt oder das etwas genau richtig ist. Sie kann sich jedes Mal gleich oder jedes Mal anders zeigen.

Die Verbindung zu dir selbst und deinem Körper beginnt mit dem Raum, den du für dich schaffst. Und damit meine ich den inneren Raum für bewusstes Atmen, Stille, Zeit für dich alleine oder in Meditation. In diesen Momenten kannst du am besten in dich hineinspüren.

Für einen solchen Raum kannst du zum Beispiel meine Schreibmeditation hören oder von Kopf bis Fuß in dich hineinspüren wie bei einem Check-In und dir dazu diese Fragen stellen (dazu inspiriert hat mich die Übung „Das Ich“, die ich bei DeSelfie entdeckt habe):

  • Woran denke ich gerade?
  • Was wollte ich schon immer einmal aussprechen?
  • Was trage ich auf meinen Schultern?
  • Was gibt/nimmt mir die Luft zu Atmen?
  • Wofür schlägt mein Herz?
  • Wie fühlt sich mein Bauch an?
  • Was möchte ich tun?
  • Wohin führt mein nächster Schritt?

Hast du diesen Raum für dich geöffnet, kannst du mit dem intuitiven Schreiben beginnen.

Was ist intuitives Schreiben?

Das freie Schreiben ist die intuitivste Form des Schreibens. Weitere Begriffe dafür sind Automatisches Schreiben, Free Writing oder Stream of Consciousness (dt. Bewusstseinsstrom). Wie die Namen andeuten, ist es frei in der Form, im Inhalt, im Rhythmus und in der Dauer. Frei bedeutet hier auch: ungefiltert und frei von der kritischen Stimme im Kopf. Diese Art zu schreiben bringt Worte, Bilder und Symboliken aus dem Vorbewussten und Unterbewussten an die Oberfläche und aufs Papier. Das Automatische Schreiben hat seinen Ursprung in der Psychologie und wurde in den 1920er-Jahren von einer Gruppe französischer Surrealisten aufgegriffen, um literarische Texte zu schreiben.

Freies Schreiben

Beim freien Schreiben gibt es keine Regeln und kein richtig oder falsch. Außer vielleicht, dass du mit der Hand schreiben solltest, damit sich deine Handbewegung mit deinen Gedanken synchronisieren kann. Beginne damit, was dir gerade einfällt. Und lass dich von diesem Impuls weitertragen. Ein Wort führt zum nächsten und die Gedanken entfalten sich auf dem Papier. Die Worte fließen nur so aus dir heraus. Du brauchst dir keine Gedanken um Rechtschreibung, Zeichensetzung oder Logik zu machen. Du brauchst nichts zu korrigieren und dich nicht zu zensieren. Alles darf sein. Wenn du ins Stocken gerätst, wiederhole den vorherigen Satz. Oder, wie es die Surrealisten beschrieben haben, irgendeinen Buchstaben aus dem Alphabet. So lange, bis sich eine Beliebigkeit eingestellt hat und du diesen Buchstaben als Anfang für dein nächsten Wort nutzt.

Varianten des freien Schreibens

Wenn es dir schwerfällt, einen Anfang zu finden, kannst du diese Varianten ausprobieren.

1. Zu Fragen oder Satzanfängen schreiben

Fragen oder Satzanfänge wie diese sind ein guter Ausgangspunkt, um zu beginnen und intuitiv weiterzuschreiben:

  • Heute fühle ich mich …
  • Ich denke immer noch an …
  • Was brauche ich gerade?

2. Zu inneren Bildern schreiben

Bei dieser Variante startest du mit einem inneren Bild und folgst ihm schreibend. Der Impuls für das innere Bild kann in Stille, bei einer Meditation, einer Fantasiereise oder einem Traum entstanden sein.

Wenn du gerade erst mit dem freien Schreiben beginnst, fang lieber klein an mit zehn Minuten und steigere dich auf bis zu 30 Minuten pro Schreibeinheit.

Je öfter du dir selbst den Raum gibst und schreibst, desto besser kannst du deine innere Stimme hören und – was noch wichtiger ist – ihr auch folgen.

Meditieren & Schreiben – Ankommen mit Schreibmeditation

Meditieren & Schreiben – Ankommen mit Schreibmeditation

Schreiben heißt: nach innen schauen und zuhören. Beim Meditieren passiert dasselbe. Schreiben und meditieren sind in ihrer Wirkung so ähnlich, dass sie zusammen praktiziert eine stille Kraft entfalten. Ich nehme dich mit auf einen Streifzug durch die Welt der Stille und Achtsamkeit und lade dich zu einer gemeinsam Schreibmeditation ein.

Was passiert beim Meditieren?

Seit Jahrtausenden meditieren Menschen als spirituelle Praxis, um einen Bewusstseinszustand von Stille, Leere oder Eins-Sein zu erreichen. Meditation leitet sich ab aus dem lateinischen Wort meditatio, was Ausrichtung zur Mitte bedeutet.

Zu meditieren, bedeutet: in Stille mit sich zu sein. Den Fokus finden, verlieren und wieder finden. Es geht nicht darum, nichts zu denken (das funktioniert nämlich nicht), sondern bewusst wahrzunehmen und die Aufmerksamkeit zu lenken. Eine Fähigkeit, die immer wichtiger wird, je mehr Lärm und Verpflichtungen an unserer Aufmerksamkeit ziehen.

Meditation stimuliert den Vagusnerv. Dieser sogenannte Ruhenerv reicht vom Gehirn bis in den Bauchraum und ist der Schlüssel, um Balance zwischen Ruhe und Stress zu finden. Und damit kommen wir zu den Vorteilen der Meditation: Regelmäßig praktiziert, hilft sie dabei, zu entspannen, Stress zu verringern, besser zu schlafen und stärkt sogar die Kreativität.

Einstieg in die Meditation: Eine achtsame Minute

Ein leichter Einstieg in die Meditation ist die One-Moment-Meditation von Martin Boroson. Sie ist zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar. Die Idee dahinter: Nur eine Minute, die du inne hältst, bringt dich zurück ins Hier und Jetzt. Und was du zu Beginn mit einem Timer an einem ruhigen Ort und mit geschlossenen Augen – und gerne einem Lächeln – für dich üben kannst, kannst du zu einer täglichen Praxis werden lassen. Ist dieses Gefühl erst einmal verankert, kannst du es jederzeit wieder mit einem Lächeln und Atemzug in deinen Alltag holen – ob du an der Kasse Schlange stehst, dich gerade über jemanden ärgerst oder gestresst fühlst. Aus der Minute wird ein achtsamer Moment und aus vielen Momenten ein achtsamer Alltag.

Vor dem Schreiben meditieren

Schreiben und meditieren verbindet etwas: Beides ist eine regelmäßige Übung, beides entschleunigt, beides lässt dich im Moment ankommen. Am besten, du meditierst zuerst und schreibst direkt danach. Die Meditation ist wie eine innere Vorbereitung auf das Schreiben, die den Raum in dir öffnet und weitet. Sie hört auch dann nicht auf, wenn du danach den Stift ansetzt. Denn das Schreiben selbst kann auch eine Form der Meditation sein: wenn die Worte nur so fließen, du im Hier und Jetzt ganz nah und bewusst an deinen Gedanken bist und einen Flow-Zustand erlebst.

Schreibmeditation zum Mitmachen

Um nun in die Praxis zu kommen, habe ich eine Schreibmeditation für dich geschrieben und als Audio aufgenommen. Du kannst sie lesen und für dich in Stille praktizieren oder mit mir zusammen. Es ist eine Achtsamkeitsmeditation, die einen Schreibimpuls in dir wecken kann.


Klicke auf Play um die Schreibmeditation anzuhören

Beginne die Schreibmeditation mit einem bewusstem Atemzug. Richte nun deinen Schreibort ein, damit du alles um dich hast, was du brauchst. Platziere dein Journal vor dir und lege deinen Stift daneben. Wenn du soweit bist: Setz dich bequem und aufrecht hin.

Schließe deine Augen. Nimm einen Atemzug durch die Nase und spüre wie sich deine Bauchdecke leicht hebt. Atme gleichmäßig aus und finde deinen Rhythmus.

Nimm den Raum um dich herum wahr. Die Stille. Leise Geräusche in deinem Raum, oder die, die von draußen hereindringen. Nimm sie einfach wahr. Sei ganz hier. Jetzt. In diesem Moment. Wenn Gedanken kommen: Nimm sie wahr wie Wolken am Himmel und lass sie sanft weiterziehen.

Richte deine Aufmerksamkeit nach innen: Wo ist noch Anspannung in deinem Körper, die du loslassen darfst?

Hör einmal nach innen:

  • Welche Intention möchtest du dir heute für das Schreiben setzen?
  • Worüber möchtest du schreiben?
  • Oder möchtest du dich einfach auf dem Papier treiben lassen und die Gedanken, Ideen und Fragen zu dir kommen lassen?

Nimm einfach wahr, was kommt.

Wenn du soweit bist: Nimm noch einmal einen bewussten Atemzug. Atme aus und richte deine Aufmerksamkeit von innen nach außen. Öffne langsam deine Augen. Komm wieder an in deinem Raum.

Und wenn du möchtest: Nimm dein Journal, schlag die nächste leere Seite auf und schreib.



Ich freue mich, zu lesen, welche Erfahrung du bereits mit Meditation gemacht hast. Und falls du die Schreibmeditation ausprobiert hast, würde mich natürlich interessieren, wie sie dir gefallen hat.

PS: Übungen für das meditative Schreiben stelle ich gerne an anderer Stelle hier im Blog vor.