Mit dem Schreiben anzufangen und wieder aufzuhören ist einfacher als dranzubleiben. Das hast du sicher schon erlebt, vermutlich mehr als einmal. Sind gute Gewohnheiten noch nicht fest im Alltag verankert, gehen wir wieder in alten Mustern baden, sobald es windig und hektisch wird.
Dabei ist gerade der Halt guter Gewohnheiten in stürmischen Zeiten so wichtig. Das Schreiben, egal ob Morgenseiten, das Journal oder Tagebuch, zähle ich zu den guten Gewohnheiten. Zum Aufbau solcher Gewohnheiten oder Journaling-Routinen wurde schon viel geschrieben.
Ich möchte ein paar Gedanken zu Schreib- bzw. Journaling-Routinen mit dir teilen, die weniger das sollte und dafür mehr das wollen in den Blick nehmen. Wenn du magst, beantworte die folgenden Fragen in deinem Journal, um dich den Antworten nach deiner Routine schreibend anzunähern.
1. Was steckt hinter deinem Wunsch, regelmäßig zu schreiben?
Die Frage nach deinem Warum ist grundlegend für alles, was du anfangen oder etablieren möchtest. Hinter dem Warum verbirgt sich deine Motivation. Gründe, um regelmäßig oder täglich zu schreiben, können sein:
- das Flow-Gefühl während des Schreibens zu spüren,
- deinen kreativen Output zu erhöhen,
- regelmäßige Auszeiten nur für dich zu nehmen,
- in Kontakt mit dir und deiner inneren Stimme zu kommen,
- den Kopf aufzuräumen,
- Klarheit zu gewinnen,
- Erkenntnisse zu sammeln
- Erinnerungen festzuhalten.
Beschreibe das Gefühl, das dir das Schreiben gibt, und erinnere dich im Alltag daran, wenn du zwischen Schreiben und Aufschieben schwankst.
2. Was funktioniert für dich – und was nicht?
Bei dieser Frage darfst du ganz ehrlich auf deinen Alltag und deine Bedürfnisse schauen. Schließe Frieden mit dem sollte und lass los, was nicht für dich funktioniert. Muss es wirklich täglich sein? Muss es unbedingt morgens sein, nur weil es für viele andere funktioniert?
Schau dir stattdessen an:
- Welchen Tages- und Wochenrhythmus hast du?
- Wann hast du freie Zeiten in deinem Kalender und wie füllst du sie normalerweise?
- Zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten?
- Wie viel Zeit möchtest du dir fürs Schreiben nehmen? Und ist das realistisch?
- Brauchts du feste Termine oder flexibel verschiebbare Zeitblöcke für das Schreiben?
- Welche sind deine Lieblingsübungen, -methoden, oder -Journalingfragen?
- Brauchst du Ruhe oder Musik beim Schreiben?
- Darf es bequem auf dem Sofa, in einem Sessel, im Bett oder konzentriert am Schreibtisch sein?
3. Welchen Anker kannst du dir im Alltag setzen?
Damit das Schreiben zu einem festen Bestandteil deines Alltags wird, braucht es einen Anker. Diesen kannst du setzen, indem du das Schreiben an eine Gewohnheit koppelst, die du ohnehin schon tust, wie die Tasse Kaffee am Morgen zu trinken, nachdem du vom Spaziergang wieder zur Tür hereinkommst, nach dem Zähneputzen… Mach es dir leicht und lege das Journal zusammen mit einem Stift bereit noch bevor du mit dem Schreiben startest. Immer, wenn dein Blick auf dein Journal fällt, erinnert es dich an deine Schreibroutine.
Auch ein kleiner Anfang ist ein Anfang
Bis ich eine feste Journaling-Routine etabliert habe, bin ich zwischen langen Phasen des Schreibens und Nicht-Schreibens hin- und hergependelt. Ruhe hat One Line A Day reingebracht. Es ist ein handliches Notizbuch, das für jeden Tag des Jahres fünf schmale Zeilen bereithält und das für fünf Jahre. Komplett ausgefüllt, sehe ich auf einer Seite einen Tag, wie ich ihn an fünf verschiedenen Jahren erlebt habe. Jeden Tag ein paar kurze Sätze – das geht leicht von der Hand und ist zu einem festen Gute-Nacht-Ritual für mich geworden.
Ich bin inzwischen bei meinem zweiten One-Line-A-Day-Buch angekommen und es ist ein schöner Gedanke, meinen Alltag über so viele Jahre (fast) lückenlos zu dokumentieren und fünf Jahres eines ganzen Lebens in meiner Hand zu halten.
Der Nebeneffekt: Meine Phasen der Nicht-Schreibens sind kürzer geworden und ich schreibe spätestens jeden zweiten Tag zusätzlich Morgen– oder Abendseiten. Ich habe mich also nicht auf eine Tageszeit festgelegt, sondern entscheide am Tag, wonach mir ist.
Hast du eine feste Schreibroutine? Falls ja: Was hilft dir dabei, sie einzuhalten?
Liebe Ann-Christin,
mit dem One-Line-A-Day kann ich mich anfreunden. Beim aufmerksamen Lesen Deines Textes ist mir aufgefallen, dass ich versucht habe, in mich hinein zu hören, warum es mir so schwer fällt, eine stringente Konsequenz an den Tag zu legen. Das ist nicht nur das leidige Zeit-Problem, es findet sich immer Zeit, irgendwie, wenn man will. Also Ausrede. Für langes Schreiben am Stück bin ich zu hibbelig, das liegt in meiner Natur, ich springe nach einer geraumen Zeit auf, laufe wie ein Wiesel durch die Wohnung und suche nach einer anderen Beschäftigung. Folglich sollte es etwas sein, was mich fesselt, ein spannendes Buch fesselt mich, über mehrere Stunden durchaus, aber geht fesselndes Schreiben? Deshalb One-Line-A-Day, allein der Gedanken daran, der fesselt mich, ich finde, das ist ein gutes Zeichen. 🙂
Liebe Grüße
Katrin
Liebe Katrin,
schön, dass dich das One-Line-A-Day direkt angesprochen hat und vielleicht ergibt sich dadurch die Regelmäßigkeit, nach der du suchst. Ich kenne es von mir, dass es wichtig ist, solchen Impulsen nachzugehen. Denn irgendwas ist da ja, dass dich in diese Richtung zieht. Es kann spannend sein, nach dem Warum hinter diesem Wunsch zu schauen.
Liebe Grüße
Ann-Christin
Liebe Ann-Christin!
Danke für diese Struktur. Ich muss sie mir noch genauer anschauen und auf meins übertragen – aber das ist wirklich hilfreich und kann einen Start ermöglichen. Jetzt bin ich neugierig, ob ich dem folgen kann.
Danke! junakatrin
Liebe Junakatrin,
das freut mich. Ich bin gespannt, wie es klappt und wünsche dir viel Erfolg dabei.
Liebe Grüße
Ann-Christin