Fällt es dir schwer, alle Seiten deines Lebens anzunehmen? Ganz besonders die schmerzhaften oder schwierigen? Mit diesem Gefühl bist du nicht alleine. Auf das eigene Leben zu schauen und zu sagen „Ja, all das gehört zu mir“, zeugt von einer tiefen Akzeptanz. Eine solche Haltung umarmt, was wir erlebt haben, und wer wir dadurch geworden sind – und noch werden können. Jede Freude, jeder Schmerz, jeder Irrweg – all das gehört dazu.
Und doch kommt diese Haltung nicht von ungefähr. Biografiearbeit kann helfen, eine wertschätzende Haltung dir selbst und deiner Lebensgeschichte gegenüber zu entwickeln. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Wirkung von Biografiearbeit und welche Schreibmethoden dir beim Reflektieren helfen.
Was ist Biografiearbeit?
Manchmal scheint das Leben wie ein Haufen loser Puzzleteile. Wir kennen das Gesamtbild noch nicht, doch vermissen manche Teile oder Übergänge. Wir sehen Lücken und Puzzlestücke, die wir nirgends anlegen können. Biografiearbeit kann dabei helfen, diese Puzzleteile zu finden und an ihren Platz zu legen.
Biografiearbeit ist die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte. Sie ermöglicht es, Erlebtes zu reflektieren und Zusammenhänge zu erkennen. Dabei setzt du dich kreativ und gestalterisch mit deiner Geschichte auseinander. Das kann auf unterschiedlichen Wegen und in unterschiedlichen Settings geschehen – allein, im Austausch mit anderen oder in der Gruppe.
Ein Ziel von Biografiearbeit ist es, den roten Faden im eigenen Leben zu entdecken und wertzuschätzen. Dabei kannst du dich auf Lebensabschnitte oder Themen konzentrieren, wie die Familie, Freundschaften, Schulzeit, Beziehungen oder deinen beruflichen Werdegang. Auch die Reflexion über deine Gesundheit oder deine kreative Entwicklung, wie zum Beispiel eine Schreibbiografie, können ein Teil davon sein.
Biografiearbeit wird meist mit älteren Menschen in Verbindung gebracht, doch sie ist für Menschen in jedem Alter wertvoll.
Sie unterstützt:
Phasen des Übergangs: bei Jobwechseln, Trennungen, einem Verlust, genauso wie Veränderungen durch einen Umzug, den Ruhestand oder eine bevorstehende Elternschaft.
Selbstreflexion: um die eigene Identität, Werte und Lebensziele zu klären.
Generationenübergreifende Kommunikation: um Familiengeschichte zu bewahren und den Austausch zwischen Generationen zu fördern.
Biografiearbeit ist nicht nur in schwierigen Zeiten wertvoll – sie kann auch dabei helfen, den eigenen Standort zu bestimmen, Veränderungen zu begleiten und Beziehungen zu stärken.
Biografiearbeit ist Identitätsarbeit
Biografien sind so einzigartig wie die Menschen selbst. Und doch stellen sich die meisten Menschen früher oder später Fragen nach dem Lebenssinn: Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich? Antworten darauf können im Prozess der Biografiearbeit gefunden werden.
Der Blick in die Vergangenheit hilft dir zu verstehen, wo du heute stehst und wie du deine Zukunft gestalten möchtest. Womöglich entdeckst du Ressourcen, die dir nicht bewusst waren, stärkst das Gefühl für deine Identität und entwickelst ein tieferes Verständnis für die Person, die du früher warst – und für die, die du heute bist. Von dort blickst zuversichtlich auf die, die du morgen sein möchtest.
Die Methoden der Biografiearbeit sind vielfältig. Sie reichen von narrativen Methoden über das autobiografische Schreiben, der Nutzung von Medien bis meditativen und kreativen Methoden.
Oft findet Biografiearbeit sogar im Alltag statt: Wenn du in einem Gespräch eine Erinnerung teilst oder wenn bei Familientreffen Geschichten aus der Kindheit erzählt werden. Fotos anschauen, sich erinnern, Tagebucheinträge oder Briefe lesen: Auch das ist Biografiearbeit.
Schreiben als Weg der Selbstakzeptanz
In meinen Kursen nutzen wir das biografische und kreative Schreiben zur Selbstreflexion. Das Schreiben hilft dabei, die Türen zu deiner inneren Schatzkammer zu öffnen. Und das auf eine achtsame und behutsame Weise.
Das Schreiben gibt dir den Raum, dich deinen Erinnerungen anzunähern und schenkt dir die Freiheit deine Geschichte neu zu erzählen – so, wie du sie heute siehst. Du beginnst, den Eigen-Sinn deiner Biografie zu rekonstruieren und zu verstehen. Aus diesem Verständnis für dich kann Akzeptanz entstehen.
So eröffnet sich dir die Möglichkeit, auch das, was vielleicht schmerzt, sanft anzunehmen. Besonders dann, wenn du mit Abstand auf eine Lebensphase blickst und sie neu einordnen kannst.
Schreibübungen für die Biografiearbeit
Es gibt viele Wege, schreibend mit der Biografie zu arbeiten:
Ein Tagebuch kann der Beginn sein, in dem du regelmäßig deine Gedanken und Erlebnisse festhältst.
Ein schöner Einstieg für einen Überblick kann die Lebenslinie sein, ein Zeitstrahl der die Höhen und Tiefen deines Lebens markiert.
Ein Brief an dein jüngeres Ich kann einen Impuls geben, etwas Vergangenes aus heutiger Sicht zu betrachten.
Das Schreiben über Schlüsselmomente kann eine wertvolle Erkenntnis ans Licht bringen.
Wenn du Lust bekommen hast, dein Leben schreibend zu reflektieren, habe ich einen Schreibimpulse für dich.
Schreibübung: „All das gehört zu mir“
Sorge dafür, dass du ungestört bist und einen Zettel und einen Stift vor dir hast. Nimm das Blatt im Querformat und schreibe in die Mitte „All das gehört zu mir“ und umkreise es. Das ist dein Ausgangspunkt. Schreibe nun ausgehend von der Mitte eine Assoziation nach der anderen auf, umkreise sie jeweils und verbinde zugehörige Assoziationen mit Linien miteinander. Es können Ereignisse aus deinem Leben sein, Erinnerungen Eigenschaften, Werte, Menschen oder Gegenstände. Sammle so viel, bis du langsamer wirst und dir nichts mehr einfällt.
Betrachte nun das Cluster, das du erstellt hast. Welche drei Begriffe liegen dir jetzt gerade besonders am Herzen? Markiere sie und übertrage sie auf ein neues Papier oder die Rückseite. Stell dir vor, du blickst mit einem zufriedenen Gefühl auf diese 3 Begriffe und denkst dir: „Ja, auch das gehört zu mir”. Schreibe dann einen freien Text, in dem diese Begriffe vorkommen und beschreibe, wie sie miteinander verbunden sind. Schreibe für 15-20 Minuten.
Wie fühlst du dich nach dieser Übung? Lies deinen Text noch einmal durch und markiere oder unterstreiche die Wörter, die dir jetzt wichtig erscheinen.
Umarme dein Leben schreibend
Ich wünsche mir, dass dir der Artikel und die Übung am Schluss einen Einblick gegeben haben, was Biografiearbeit bedeuten und was sie für dich tun kann.
Biografiearbeit ist mehr als nur ein Blick zurück. Sie ist ein kraftvoller Prozess, durch den du dich selbst besser kennen und verstehen lernst und deine Lebensgeschichte in einem neuen Licht siehst. Indem du schreibst, integrierst du deine Erfahrungen und schaffst Raum für neue, heilsame Perspektiven. So wird das Schreiben zu einem Weg, dich selbst mit all deinen Seiten und Facetten zu umarmen. Nimm dir die Zeit, dich schreibend zu entdecken – denn all das gehört zu dir.
Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.
Und wenn du weiter gehen möchtest, bist du herzlich willkommen bei den Autor:innen des Lebens.
Wenn du an Biografien denkst, fallen dir dann auch als erstes die Bücher von (mehr oder weniger) prominenten Menschen ein? Menschen, die augenscheinlich Besonderes erlebt und ein bewegtes Leben hatten. Mit diesem Bild im Kopf ist es schwer, überhaupt nur anzufangen, über das eigene Leben und Erleben zu schreiben.
In diesem Artikel löse ich 7 weitverbreitete Missverständnisse über das biografische Schreiben auf. Biografisches Schreiben ist für jeden Menschen wertvoll, der sich zum Schreiben hingezogen fühlt – unabhängig davon, wo er herkommt, welche Schreiberfahrung er hat oder ob er das Geschriebene veröffentlichen will. Denn: In jedem Leben steckt eine Fülle von Geschichten, die es wert sind, erzählt und gehört zu werden.
Dieser Artikel will dir Mut machen. Denn beim biografischen Schreiben über das eigene Leben geht es nicht um Perfektion oder um ein fertiges Buch. Es geht um den Prozess, den du dabei durchlebst. Schreiben regt tiefgreifende Selbstreflexion an und kann dabei helfen, Erlebnisse zu verarbeiten, Klarheit über deine Gedanken und Gefühle zu gewinnen und dein Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Was ist biografisches Schreiben und welcher Wunsch steckt dahinter?
Das Wort Biografie hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache. Dort steht bíos für das Leben und -graphie für das Schreiben. Es sind also Lebensbeschreibungen oder das Aufschreiben/Beschreibens eines Lebens. Wer über sein eigenes Leben schreibt, schreibt autobiografisch (autós = selbst).
Unter (auto-)biografischen Texten finden sich viele unterschiedliche Formen: Briefe, Tagebücher, Erinnerungen, Memoiren, (Auto-)Biografien sowie (auto-)biografische Romane und Erzählungen. Über die einzelnen Genre ließe sich noch viel sagen – das ist in einem anderen Blogartikel besser aufgehoben.
Warum wir biografisch schreiben, berührt einen ähnlichen Bereich wie die Frage danach, warum wir überhaupt schreiben. In meinen Augen setzt sich die Antwort aus unterschiedlichen Facetten zusammen:
Sich selbst ausdrücken
Für viele Menschen ist das Blatt Papier ein geschützter Raum und das Schreiben ein Ventil, um (zunächst) nur vor sich selbst Gedanken und Gefühle sichtbar zu machen. Durch das Aufschreiben nehmen sie bewusster wahr, was in und mit ihnen geschieht. Sie drücken sich in Texten aus, statt die Worte, die sie nicht aussprechen können, runterzuschlucken. Solche Texte können die Grundlage sein, um später miteinander ins Gespräch zu gehen.
Verarbeitung der Vergangenheit
In jedem Leben gibt es Krisen und dunkle Zeiten. Ein Tagebuch beispielsweise kann in diesen Phasen ein Anker sein, der durch den Wellengang des Lebens trägt. Schon oft habe ich gehört, dass sich Menschen durch Krisen geschrieben haben. Ja, oft kamen sie erst durch eine Krise zum Schreiben. Schreiben ist ein inneres Aufräumen: Es sortiert Gedanken und Gefühle und so lassen sich schwere Ereignisse im Nachhinein neu bewerten und schreibend anders betrachten.
Der Wunsch, mit der eigenen Geschichte gesehen zu werden
Es gehört zu den natürlichen Bedürfnissen des Menschseins gesehen werden zu wollen. Auf dem Papier können wir uns diesen Platz nehmen. Wir können uns zuerst selbst sehen – mit all der Schwere und auch der Freude, die Teil unseres Lebens ist. Und wenn wir möchten, können wir danach die Geschichte teilen, indem wir sie vorlesen oder anderen zu lesen geben.
Spuren im Leben zu hinterlassen
In vielen Menschen lebt der Wunsch, bedeutsam zu sein. Manche bauen sich dafür Familien, Karrieren, Firmen oder Häuser als Vermächtnis auf. Wieder andere schreiben. Sie haben den Wunsch, dass das, was sie im Leben erschaffen haben, sie selbst überdauert. Sie wollen, dass andere sich an sie erinnern. Solche Denkmäler zeigen, dass wir gelebt haben und gleichzeitig geben sie etwas von uns an die Menschen nach uns weiter. In unseren Worten, Taten und Ideen lebt etwas von uns weiter.
Obwohl wir nicht wissen, welche Auswirkungen und welchen Einfluss diese Worte und Geschichten haben, so ist es doch eine schöne Vorstellung. Wie oft hat dich schon etwas berührt und beeinflusst, dass du gelesen oder gehört hast, ohne dass der Absender je davon erfahren hat? Also stehen die Chancen gut, dass auch deine Worte Spuren hinterlassen – zu Lebzeiten und vielleicht darüber hinaus.
Wenn du bis hierhin schon innerlich nicken konntest, dann wird dir klar, warum die folgenden Sätze Missverständnisse und Vorurteile über das biografische Schreiben sind.
Irrtum Nr. 1: Nur Prominente haben interessante Geschichten
Ist das wirklich so? Menschen, die im öffentlichen Leben stehen, ziehen natürlicherweise mehr Interesse auf sich. Doch nur wer laut ist, hat nicht unbedingt mehr zu sagen.
Jeder Mensch macht einzigartige Erfahrungen, die von anderen so nicht wiederholt werden können, weil jedes Leben einzigartig ist. Uns alle verbindet die menschliche Erfahrung, auf dieser Erde zu leben – mit allen Höhen und Tiefen. Und auch wenn die Erfahrungen für jeden individuell sind, sind sie aus meiner Sicht universell, weil wir alle Gefühle von Zorn, Trauer, Verlust, Angst, Ohnmacht, Freude und Glück kennen.
Von diesen Erfahrungen anderer zu lesen oder zu hören, kann einen Spiegeleffekt auf das eigene (Er-)Leben) haben: Wir sehen, dass wir nicht alleine mit unseren Gefühlen sind. Wir sehen, dass andere Ähnliches erlebt und überwunden haben. Manchmal erkennen wir uns in den Erfahrungen anderer und können eigene blinde Flecken sehen.
Das alles ist unabhängig davon, wie bekannt ein Mensch ist. Das Interesse an Lebensgeschichten ist groß. Schon vor 20 Jahren wurde von einem regelrechten Autobiografie-Boom berichtet – in der Literatur wie in der Forschung. Auf dem Büchermarkt gibt es immer mehr autofiktionale Werke und selbst im Bereich der Sachbücher und Ratgeber gibt es seit Jahren den Trend, dass sie autobiografisch erzählt werden.
Vor vielen Jahren gab es eine Phase, in der ich sehr gerne das Nachtcafé auf SWR geschaut habe, damals noch moderiert von Wieland Backes. Hier erzählen Menschen – auch jenseits von Prominenz – ihre Geschichten. Immer wieder bewegend.
Irrtum Nr. 2: Ich muss auf ein bewegtes Leben blicken
In deinem Leben müssen sich keine Schicksalsschläge und Katastrophen ereignet haben, um über dein Leben schreiben zu können. Dennoch kannst du dir sicher sein, dass es in jedem Leben – egal wie es nach außen wirkt – schwere Zeiten gegeben hat.
Natürlich lassen sich Biografien kaum miteinander vergleichen – vor allem nicht unter dem Aspekt, wer mehr erlebt hat. Doch es zeigt sich, dass jeder Mensch im Verlauf auf seine individuellen Höhen und Tiefen blickt, ausgelöst durch Verluste oder Veränderungen. Meist sind dies Chancen, gestärkt aus Krisen hervorzugehen. Denn – und das ist wie ein Naturgesetz – nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch.
Ein Leben kann nicht (nur) von außen beurteilt werden. Bewegung findet auch im Inneren statt. Alles, was dich bewegt und geprägt hat, ist erzählenswert. In manchen Leben geht es nicht unbedingt darum, was alles passiert ist, sondern auch darum, was nicht passiert ist.
Es sind die leisen Töne und Einsichten, scheinbar Alltägliches, die bewegen. Und genauso wie es inhaltlich keine Einschränkungen gibt, gibt es kein bestimmtes Alter. Du kannst in jedem Alter über dein Leben schreiben und brauchst nicht zu warten, bis du ein hohes Alter erreicht hast. Dein Leben ist bereits jetzt reich und bewegt.
Wenn du die Geschichten deines Lebens noch nicht erkennst, dann kann das biografische Schreiben helfen, diese Geschichten zu entdecken und zu würdigen.
Irrtum Nr. 3: Wenn ich schon schreibe, dann eine Biografie
Eine (Auto-)Biografie ist ein großes Vorhaben. Statt eines ganzen Lebens kannst du dich zunächst Episoden aus deinem Leben widmen, die lose oder thematisch miteinander verbunden sind. Genauso gut kannst du dir eine Zeitspanne oder Lebensphase herausgreifen, etwa ein Sommer, ein bestimmtes Schuljahr oder eine Beziehung.
Wenn dir der Begriff der Biografie sehr groß erscheint, verkleinere ihn durch Erinnerungen. Ein Leben setzt sich aus vielen Erinnerungen zusammen. Die (Auto-)Biografie ist das Panorama und die Erinnerung ein Bildausschnitt davon. Judith Barrington hat es so beschrieben:
Eine andere Idee ist, mit dem Begriff der Skizzen zu arbeiten: (auto-)biografische Skizzen oder Skizzen aus deinem Leben. Das nimmt den Druck und vermittelt eine gewisse Vorläufigkeit, einen Entwurfscharakter, wenn du beginnst, dich deinem Leben schreibend anzunähern. Das befreit dich außerdem davon, alles chronologisch aufzuschreiben. Bei Episoden, Skizzen oder Erinnerungen kannst du dort anfangen, wohin es dich am meisten zieht (mehr dazu unter Irrtum Nummer 7).
Irrtum Nr. 4: Es muss professionell geschrieben sein
Hier kommt es darauf an: Was hast du mit deinen Texten vor? Und was bedeutet überhaupt professionell für dich? Meist stecken dahinter hohe eigene Ansprüche. Wer glaubt, nicht gut genug zu schreiben, fängt vielleicht nie damit an.
Erlaube dir, erst einmal Skizzen und Entwürfe zu schreiben. Erlaube dir, den Schreibprozess vom Überarbeiten zu trennen. Erlaube dir außerdem, mit der Zeit und Erfahrung deine Botschaft und deine Schreibstimme zu entwickeln. Erlaube dir, deine Erfahrungen und Gefühle in deinen Worten auszudrücken.
Wenn du von vornherein an ein öffentliches Publikum für deine Texte denkst, dann gibt es selbstverständlich Erwartungen an die Qualität. Und je nach Genre gelten wiederum andere Erwartungen und Regeln.
Fang also da an, wo du gerade bist und entwickle dich von Text zu Text weiter.
Irrtum Nr. 5: Ich brauche viel Zeit zum Schreiben
Das kommt ganz darauf an, was du vorhast. Das Schreiben ist das eine – die Überarbeitung der Texte, eine Struktur und den roten Faden zu finden, das andere.
Wenn du dir Erinnerungen, Episoden und Skizzen vornimmst, kannst du auch in kurzen Phasen schreiben und vorankommen. Dazwischen wird und darf es immer wieder Zeiten geben, in denen die Texte ruhen und in denen das Leben dazwischen kommt. Regelmäßigkeit ist der Schlüssel.
Irrtum Nr. 6: Ich muss es veröffentlichen
Schreib in erster Linie für dich und entscheide dann, was du in welcher Form preisgeben möchtest. Und bitte denke nicht, dass dein Text nur dann wertvoll ist, wenn er öffentlich ist. Oder dass sich das Schreiben nur dann lohnt, wenn du eine Veröffentlichung planst.
Biografisches Schreiben kann auch als persönlicher Prozess wertvoll sein, der dabei hilft, dich mit deiner Biografie auseinanderzusetzen und dich mit Erlebnissen auszusöhnen, die dich noch beschäftigen oder belasten. Das passiert unabhängig davon, ob jemand anderes die Texte liest. Und vielleicht, wenn du diesen Prozess durchlaufen hast, kann es passieren, dass du deine Texte nicht mehr veröffentlichen brauchst, weil sie ihren Zweck bereits durch das Schreiben erfüllt haben.
Hinter einer Veröffentlichung steht ein anderer Anspruch an den Text (von dir und seitens der Lesenden). Und gleichzeitig erfüllt ein Leserkreis den Wunsch, gelesen und gehört zu werden.
Veröffentlichen ist nur eine Option und kein Muss. Und selbst dann gibt es viele Varianten: Möchtest du ein paar Exemplare für den Familienkreis drucken lassen? Hast du Lust, einen Blog über dein Leben zu starten? Möchtest du einen Beitrag zu einer Chronik deines Ortes beitragen? Denkst du an ein Buch in Zusammenarbeit mit einem Verlag oder möchtest du es in Eigenregie als Selfpublisher veröffentlichen? Vielleicht hast du Lust, einen Leseabend zu gestalten oder den Text einmal in einem kleinen oder größeren Rahmen vorzulesen?
Irrtum Nr. 7: Biografisches Schreiben ist schmerzhaft
Während des Schreibens erinnerst du dich und arbeitest dich gleichzeitig durch die Erinnerungen und Erlebnisse durch. Das kann natürlich (alte) Gefühle wecken und aufwühlend sein.
Ich empfehle daher, dich behutsam an das Schreiben über bestimmte Lebensphasen heranzutasten. Bereite dich auf deinen Schreibprozess vor und stell dich nur den Themen, für die du aktuell bereit bist. Dein Körper wird dir mitteilen, wie viel er gerade halten kann.
Beim biografischen Schreiben geht es nicht darum (wieder und wieder) in alten Geschichten herumzuwühlen. Es geht darum, Worte für deine Erfahrungen zu finden – die schönen, die schwierigen und alles dazwischen und zu beginnen, diese neu für dich zu sortieren und bewerten. (Biografisches) Schreiben kann therapeutisch und heilsam wirken. Doch bei allen Ambitionen: Achte bitte gut auf dich und schreibe dich nicht in Themen hinein, deren Zeit noch nicht gekommen ist.
In meinen Schreibkursen balanciere ich daher Schreibimpulse, die eine öffnende oder eine geschlossene Wirkung haben, miteinander aus. Begrenzungen im Thema, der Dauer des Schreibens und in der Form können dabei helfen, dich nicht im Schreiben zu verlieren.
Deine nächsten Schritte
Ich wünsche mir, dass dir dieser Artikel Klarheit geschenkt hat, was es bedeuten kann, über das eigene Leben zu schreiben und dich ermutigt, entgegen dieser Irrtümer weiterzuschreiben – oder mit dem biografischen Schreiben zu beginnen.
Denn nur du kannst deine Geschichte erzählen und dabei diesen besonderen Prozess erleben.
Wenn du dir Unterstützung oder eine Anleitung wünschst, um deine biografische Schreibreise zu starten, lade ich dich zu den Autor:innen des Lebens ein. In dieser Online-Schreibwerkstatt findest du Anregungen, die dich durch deine Biografie und den Schreibprozess führen, und Gleichgesinnte, mit denen du (Schreib-)Erfahrungen und Texte teilen kannst.
Als ich im letzten Jahr meinen Rückblick geschrieben habe, war für mich klar, dass 2023 unter dem Titel verwirklichen stehen soll. „Denn ich möchte endlich das verwirklichen, wovon ich bisher nur im Verborgenen träume. Ich möchte verwirklichen, was ich bisher nur durchdenke. Raus aus dem Kopf und mehr ins Herz. Raus aus den Konzepten und mehr in die Praxis.“ Das habe ich vor einem Jahr geschrieben. Und was soll ich sagen? Ich habe mein Wort gehalten.
Arbeitsreich, umsetzungsstark, facettenreich
Die 3 Worte, die mein Jahr 2023 am besten beschreiben, sind: arbeitsreich, umsetzungsstark, facettenreich. Anfang des Jahres befand ich mich mittendrin: Der Abgabetermin meiner Masterarbeit rückte näher. Gleichzeitig befand ich mich in meiner Ausbildung zur Yogalehrerin. Und das alles während ich angestellt arbeitete und Stille Seiten im Hinterkopf hatte. Wenn ich zurückblicke, war das wahnsinnig viel, wofür ich mich entschieden hatte und was ich mir da selbst zugemutet hatte. Und doch hat das alles mein Leben wahnsinnig bereichert und wiederum neue Türen geöffnet. Aber der Reihe nach.
Ich habe mein Master-Studium beendet
Im Oktober 2022 begann mein 5. Semester an der ASH Berlin im Studiengang Biografisches und Kreatives Schreiben. In diesem letzten Semester hatte ich nur noch die Masterarbeit zu schreiben, der ich den Titel gab „Autor:innen des Lebens. Ein Schreibkonzept für eine kreativ-literarische Begegnung mit der eigenen Erinnerung“.
Und auch wenn es viel zu recherchieren, lesen, skizzieren, denken, sortieren und konzipieren gab: Ich habe es so gerne gemacht. Ich habe mich vertieft in die heilsame Wirkung von Sprache, die narrative Identität, den systemischen Ansatz, die Biografiearbeit, die narrative Therapie, die Poesie- und Bibliotherapie und kreatives und literarisches Schreiben. Vor allem an meinen freien Freitagen (ich habe in diesem Jahr meine angestellte Arbeitszeit auf eine 4-Tage-Woche reduziert) war ich wieder Dauergast in der Uni-Bibliothek und auch zweimal in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt – und habe mich an das Campus- und Uni-Leben aus meinem Bachelor-Studium erinnert gefühlt, das ich manchmal sogar vermisse.
Aus all diesen Konzepten habe ich ein Schreibangebot entwickelt, das Menschen dabei begleitet, das eigene Leben anders zu erzählen. Denn mein Wunsch war es, Räume und Möglichkeiten zu kreieren, sich kreativ-literarisch mit Erinnerungen auseinanderzusetzen, damit sich neue und heilsame Perspektiven auf die eigene Biografie eröffnen.
Die Masterarbeit habe ich im April 2023 abgegeben und im Sommer kamen Gutachten und Zeugnis: Ich bin offiziell Schreibpädagogin (M.A.).
Das Studium war ein wichtiger Wegbereiter. Ohne es gäbe es weder Stille Seiten noch meine Schreibangebote, noch hätte ich all die wunderbaren Kommiliton:innen kennengelernt und so viel erfahren und dazugelernt.
Die Autor:innen des Lebens im Praxistest
Nach einer Sommerpause habe ich das Konzept aus meiner Masterarbeit als 5-wöchige Online-Schreibwerkstatt zwischen September und Oktober 2023 angeboten: Autor:innen des Lebens – Ein neuer Blick auf alte Geschichten. Es hat sich eine kleine Gruppe wunderbarer Frauen dafür zusammengefunden.
Für mich war es das erste Mal, dass ich eine feste Gruppe begleitet habe. Meine früheren Schreibangebote waren jeweils offene Reihen gewesen. Doch genau diese Gruppe, in der Vertrautheit wächst, braucht es, damit ein Austauschen, Vorlesen und Erkennen (im anderen oder in anderen Worten) möglich wird – vor allem, wenn es um nichts weniger geht als Texte über das eigene Leben.
Anhand der lieben Worte und Rückmeldungen, die mich während und nach dem Kurs erreicht haben, konnte ich sehen, dass es mir gelungen war. Es war mit gelungen, dieses Konzept zum Leben zu erwecken und die Teilnehmerinnen dazu inspirieren, ihren Lebensweg in einem neuen Licht zu betrachten.
Inspirierend! Sehr achtsame Kursleitung und Gruppenatmosphäre. Sehr rundes Konzept. Schöne Abwechslung in den Übungen.
Ich war selbst oft erstaunt über die innere Fülle und Vielfalt, die die Schreibimpulse aus mir hervorgelockt haben. Und habe es als sehr bereichernd erlebt, mich auf diese Weise wieder selbst ein Stück mehr und anders kennenzulernen!
Ann-Christin führt mit sehr viel Feingefühl durch die Schreibübungen und auch durch den Austausch in der Gruppe und lässt Raum, sich zu erinnern. Ein Raum der tiefen Zeit und der Stille, wie man ihn heute selten findet.
Mich haben diese Worte mitten ins Herz getroffen und bestärkt. Die Autor:innen des Lebens werden daher im kommenden Jahr in die nächste Runde gehen. Ich plane, sie im Frühling und im Herbst anzubieten. Wenn du dich davon angesprochen fühlst, kannst du dich unverbindlich für die Warteliste 2024 eintragen und erfährst als erste, wenn die neuen Termine feststehen.
Ein neues Format: die Rauhnachtspost
Eins meiner Ziele für 2023 war ein Schreibangebot zu den Rauhnächten. Seit einigen Jahren gestalte ich die magische Zeit zwischen den Jahren für mich, um das Jahr zu reflektieren und mich neu auszurichten. Und so habe ich die Rauhnachtspost entwickelt, um sich Zeit zu nehmen für Einkehr, Rückschau, Neuausrichtung. Es ist eine Reihe von Schreibimpulsen per E-Mail, die die Themen der einzelnen Nächte aufgreift und dazu einlädt ein, schreibend in sich zu gehen, sich zuzuhören, das Jahr zu reflektieren und sich neu zu sortieren.
Wenn dieser Jahresrückblick erscheint, sind wir also noch mittendrin. Das Interesse an der Rauhnachtspost war groß und ich bin sehr gespannt auf das Feedback und was ich daraus wieder dazulerne.
Wenn dich die Rauhnächte interessieren und du nach Impulsen zum Schreiben und Kreativsein für den Jahreswechsel 2024/2025 suchst, kannst du dich auch hierfür unverbindlich auf die Warteliste setzen.
Und falls du noch nach Fragen suchst, die du dir für deinen Jahresrückblick stellen kannst, findet du hier welche für deine Jahresreflexion.
44 Teilnehmer:innen an meinen Schreibangeboten (manche von ihnen haben mehr als einmal mitgeschrieben)
*In diesem Jahr habe ich den Rhythmus der Stillen Post von wöchentlich auf 2-wöchentlich umgestellt. Grund dafür waren die fehlenden Kapazitäten durch meine beiden Abschlüsse. Da dieser Rhythmus auch danach deutlich besser für mich funktioniert hat, habe ich ihn beibehalten.
Ein Traum wurde wahr: meine Ausbildung zur Yogalehrerin
Um zu verstehen, wie viel mir dieser Punkt bedeutet, machen wir einen Zeitsprung. Während der Oberstufe habe ich Yoga für mich entdeckt und ich muss ein wenig schmunzeln, dass es damals auf dem Nintendo DS war. Das Spiel hieß Let’s Yoga. Bis heute übe ich Yoga hauptsächlich zu Hause, inspiriert durch Videos und Bücher verschiedener Lehrer:innen. Es ist eine sehr individuelle Praxis, die sich mit mir weiterentwickelt und die ich an meine Tagesform anpasse.
Im Sommer nach dem Abitur habe ich Der Weg des Künstlers von Julia Cameron gelesen und schreibe seitdem Morgenseiten. In einer Übung ging es darum, aufzuschreiben, was ich tun würde, wenn ich verschiedene Leben hätte. In einem Leben habe ich Schreibwerkstätten geleitet, in einem anderen Leben war ich Yogalehrerin. Das habe ich 2008 aufgeschrieben.
Und nun – 15 Jahre später – habe ich mir beides erfüllt.
Meine 200-Stunden-Ausbildung zur Yogalehrerin hat im September 2022 in Frankfurt gestartet. Ein halbes Jahr lang hatten wir jeden Monat ein intensives Blockwochenende. Die vielen, vielen Stunden im Yoga-Studio waren unbeschreiblich wertvoll. Neben der Praxis in Asana, Pranayama und Meditation haben wir so viel Neues gelernt über Anatomie (experimentelle und energetische), Philosophie, den Stundenaufbau (Sequencing), das Unterrichten und so viel mehr. Die uralte Weisheit dieser Traditionen, die Ganzheitlichkeit und das Menschenbild dahinter fasziniert mich besonders. Yoga ist so viel mehr ist als eine körperliche Praxis. Yoga ist ein Lebensweg, der so viele Konzepte und Methoden, aber auch Orientierung bereithält, wie wir unser Leben gestalten können. Und deshalb ist Yoga auch ein Erkenntnisweg.
Die Yogamatte ist wie ein Spiegelbild und so habe ich dort auch viel über mich gelernt. Meine Yoga-Praxis lehrt mich gerade, Freude an der Wiederholung und der Vertiefung zu finden. Denn als jemand mit sogenannten Scanner-Persönlichkeitsanteilen, suche ich die Vielfalt und Abwechslung und ziehe das Neue gerne der Wiederholung vor. Diese Themenfülle bringt so viel Neues in mein Leben und auch in meine Arbeit als Schreibpädagogin ein. Gleichzeitig erschöpft sie mich. Und was ich in diesem Jahr alles gleichzeitig gestemmt habe, ist das beste Beispiel dafür. Ich erkenne immer mehr, dass genau das mein Ankommen im Leben verhindert, nach dem ich mich eigentlich sehne. Und dass ich mehr Fokus und Geduld finden will, um alles zu seiner Zeit auszuleben.
Eine meiner wichtiges Lektion in der Yogalehrer-Ausbildung war Akzeptanz. Die Akzeptanz, dass mein Körper gerade da ist, wo er ist und wir alle einen anderen Körper und anderen Weg hinter uns und vor uns haben.
Passend dazu möchte ich meine Entdeckung des Jahres mit dir teilen: Manuela Mitevova mit ihrem Online-Programm Hips Like Honey. Ich habe nämlich mit dem zu tun, was sich im englischen tight hips nennt. So war das viele Sitzen auf dem Boden während der Ausbildung anfangs eine Herausforderung für mich. Lange habe ich gedacht, dass ich mit dieser fehlenden Mobilität in den Hüften (trotz Übungspraxis) kein Yoga unterrichten könnte. Oder, dass ich im Schneidersitz die Knie vollständig zu Boden bringen muss. Natürlich sehe ich, dass all das nichts über meine Qualitäten als Lehrerin aussagt (und auch nichts mit Yoga zu tun hat). Und dass jede:r anatomisch bedingt unterschiedliche Möglichkeiten hat.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass der Körper auch emotionale Spannung in sich hält und dieser wollte ich mich zuwenden. Die Übungen aus Hips Like Honey sind Teil meiner Yogapraxis geworden und ich habe nicht nur aus körperlicher Sicht Fortschritte gemacht. Auch emotional hat es mich mit den Gefühlen von Ungeduld und Stagnation in Kontakt gebracht und auch mit der Erfahrung, mit dem Unbequemen sein zu können.
Die Ausbildung endete im Februar 2023 mit einer wundervollen Zeremonie. Was ich aber auch gespürt habe: So eine Ausbildung ist erst der Anfang. Meine eigene Art zu unterrichten wartet noch darauf, von mir entdeckt und entwickelt zu werden. Auch mich als Yogalehrerin muss ich erst noch kennenlernen. Ich bleibe also immer auch Schülerin. Und dafür gibt es zum Glück zahlreiche Möglichkeiten. Im Herbst habe ich mich bereits in folgenden Vertiefungen weitergebildet, die andeuten, in welche Yoga-Richtungen ich mich entwickeln möchte:
Hormon Yoga
Aerial Yoga
Yin Yoga
traumasensibles Yoga
Welche Verbindung hast du zum Yoga?
Herausforderung: Sichtbarkeit & Präsenz
Ich bin mir sicher, dass ich damit nicht alleine bin: Dass es zunehmend schwieriger wird, sich zu konzentrieren, sich nicht ablenken zu lassen, nicht jedem inneren und äußeren Impuls gleich nachzugehen, bei sich zu bleiben, innezuhalten.
Ich darf mich selbst immer wieder daran erinnern, achtsam zu werden und wirklich dort zu sein, wo meine Füße gerade sind. Dieses Bild gefällt mir sehr gut, weil es sehr schön verbildlicht, wenn ich mit den Gedanken überall bin, nur nicht im gegenwärtigen Moment. Es ist der Körper, der Atem, der im Jetzt stattfindet und der mich immer wieder in den Moment zurückholen kann.
Und so habe ich meinen Weg in all dem digitalen Lärm noch nicht gefunden. Weil ich mir manchmal selbst nicht sicher bin, wie sehr ich Social Media Kanäle bespielen kann und will, um damit ein Teil der großen Ablenkung und Zerstreuung zu sein. Wie authentisch ist es, sich selbst weniger in diesen Medien bewegen zu wollen und sie dann zu füllen?
Mein wichtigster Kanal ist und bleibt meine Webseite und die Stille Post. Und für mein Instagram-Profil suche ich noch nach (m)einer Antwort und dem passenden Maß.
Die Sache mit dem Ausruhen und den Auszeiten
Im letzten Jahr habe ich einen Satz geschrieben, an den ich mich selbst immer wieder erinnern darf:
Wir alle dürfen uns mehr Pausen nehmen und ausruhen – nicht erst, wenn die Arbeit erledigt ist (das ist sie übrigens nie), sondern bevor es notwendig wird.
Das mit den Ruhe- und Auszeiten ist nach wie vor nicht leicht für mich. Immerzu bin ich mit irgendeinem Thema oder Projekt beschäftigt. Dabei sind Pausen der Beginn von allem. Aus der Entschleunigung heraus haben wir erst die Kapazitäten für andere Dinge und können erkennen, was wirklich wesentlich ist.
Ich habe in diesem Jahr zwei sehr inspirierende Bücher gelesen, die unter anderem diese Gedanken aufgreifen und den Bogen noch viel weiter spannen. Darin finden sich so viele Ideen und Anregungen, das Leben ganz praktisch und im Kleinen nach Werten auszurichten, die unserer menschlichen Natur viel näher sind und zu einem wertvolleren Zusammenleben beitragen. Es sind die Bücher Care – Was wir gewinnen, wenn wir uns Zeit lassen von Brooke McAlary und Echter Wohlstand von Vivian Dittmar.
Besondere Momente im Jahr 2023
An manchen Tagen ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass kreative Arbeit auch einsame Arbeit ist. Umso schöner ist es, den Weg dahin und das Ergebnis mit anderen zu teilen. Und umso wichtiger ist es, am echten Leben teilzunehmen jenseits von Bildschirmen und Büchern.
Für mich war es das Konzert von VV im Februar 2023. Es ist das Solo-Projekt von Ville Valo und für mich, die bereits mit 11 Jahren ein großer Fan der Band HIM war, war es ein besonderes Erlebnis. Im März habe ich eine Schneewanderung zur Wasserkuppe gemacht, im April ein Weingut besucht, im Mai einen Kurztrip nach Paris unternommen (besonders gefallen hat mir das Musée Marmottan Monet in einer wunderschönen Villa und das Künstlerviertel Montmartre) und im Oktober einen freien Freitag in der Herbstsonne genossen.
Ausblick 2024: Wohin führt der Weg?
Ziele sind Wegweiser und sie halten mich auf Kurs. Auch wenn ich nicht alle meine Ziele aus dem vergangenen Jahr verwirklicht habe, so bewege ich mich kontinuierlich auf sie zu. Aus all den Themen, die in diesem Jahresrückblick bereist anklingen, werden mich folgende weiter durch 2024 begleiten:
Ich möchte das Schreibangebot auf Stille Seiten weiterentwickeln. Dazu gehört, dass ich bewährte Kurse wie die Autor:innen des Lebens und die Rauhnachtspost wiederhole und verfeinere. Gleichzeitig möchte ich neue Formate testen. Ich denke da an Jahreszeiten-Schreibwerkstätten und Themen-Workshops.
Der Blog auf Stille Seiten möchte wieder mit Leben gefüllt werden. Ich habe große Lust, regelmäßig neue Artikel zu schreiben und Themen zu vertiefen.
Für mich steht gleich zu Beginn des Jahres ein Umzug raus aus der Stadt in ein anderes Bundesland mit einem neuen Alltag an.
Rund um diesen neuen Ort will ich mir ein Standbein als Yogalehrerin aufbauen.
Ich möchte mich mehr mit den Themen Sprache, Stimme und Präsenz beschäftigen und spüre, dass dies genau meine Berührungspunkte zwischen Schreiben und Yoga sind. Die Verbindung zwischen beidem werde ich in den kommenden Jahren weiter knüpfen.
Und natürlich: Mehr Momente der Ruhe, Präsenz, Auszeiten und mehr Musenstunden für mein eigenes Schreiben, die Literatur und alles, was mich inspiriert.
Mein Wort für das Jahr 2024
Wie immer wähle ich auch für das kommende Jahr ein Wort, von dem ich mir wünsche, dass es mich durch das neue Jahr tragen wird. Es ist das Wort: ankommen.
Ich wünsche mir, anzukommen: in meinem neuen Zuhause, in meiner neuen Rolle als Yogalehrerin, in meiner Rolle als Schreibpädagogin, die ich immer weiter ausgestalte, in meinem Körper und in den stillen und entschleunigten Momenten des Lebens. Es soll ein Ankommen sein im Hier und Jetzt. Ein Ankommen von Augenblick zu Augenblick.
Hast du auch ein Wort für dein Jahr 2024 gefunden? Ich freue mich, wenn du es in den Kommentaren teilst.
Ich wünsche dir einen wunderbaren Übergang ins neue Jahr. Danke, dass du auch in diesem Jahr ein Teil von Stille Seiten warst!
Wenn die Winternächte tief und rau sind und die Natur sich in sich selbst zurückzieht, beginnt die magische Zeit der Rauhnächte. Über die 12 Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 5. Januar gibt es die unterschiedlichsten Überlieferungen. Es sind jahrtausendalte Mythen, Bräuche und Rituale, die auf die Kelten und Germanen zurückgehen sollen.
Was die Rauhnächte auch heute noch so wertvoll und faszinierend macht, ist die besondere Zeitqualität, die zwischen den Jahren schwingt.
Es ist eine Zeit, die zum Innehalten einlädt in einer Welt, deren Uhren immer lauter ticken.
Es ist eine Zeit, um Halt in Ritualen zu finden, in einer Welt, deren Erde immer wieder erschüttert wird.
Es ist eine Zeit, um sich der Stille anzuvertrauen und Kraft aus sich selbst zu schöpfen.
Es ist eine Zeit, um innere Ordnung zu schaffen.
Da mir diese Zeit seit einigen Jahren sehr viel schenkt und zu meinen Höhepunkten im Jahr zählt, verrate ich in diesem Artikel, wie ich meine Rauhnächte gestalte.
Die Rauhnächte als Zeit des Rückblicks
Während der Rauhnächte stehen wir mit einem Fuß im alten und mit dem anderen Fuß im neuen Jahr. Ich nutze daher die Zeit auf der Schwelle, um mich vom alten Jahr zu verabschieden. In meinem Jahresrückblick versammle ich all die schönen und herausfordernden Momente und betrachte das Jahr in seiner Gesamtheit. Wo stand ich noch vor einem Jahr und wo jetzt? Ich wertschätze alles und jeden, der Teil davon war.
Und auch wenn die Vorfreude auf das neue Jahr groß ist, lege ich Wert auf einen Abschluss. Ich ziehe im wahrsten Sinne des Wortes einen Schlussstrich. Was ist noch offen geblieben? Was kann und will ich zu Ende bringen?
Es gibt den schönen Brauch, vor den Rauhnächten alle offenen Rechnungen zu begleichen und Geliehenes an ihre Besitzer zurückzugeben. Ich mache das zusätzlich gerne auf emotionaler Ebene und bezogen auf meine Ziele und Projekte: Was möchte ich hier und heute abgeben? Und was möchte ich bewusst weiter mitnehmen? Woran möchte ich dranbleiben, und woran nicht?
Mein Jahr zu sortieren, hat für mich neben der inneren Ordnung auch viel mit der äußeren Ordnung zu tun. In Vorbereitung auf die Rauhnächte kann die Zeit vor Weihnachten gut zum Aufräumen, Aussortieren, Entrümpeln und Saubermachen genutzt werden. Ich gehe dann gerne von Raum zu Raum, räume auf, räuchere jeden Raum und sammle dabei die Gegenstände, die ich nicht mehr brauche und stattdessen verkaufen oder weggeben will.
Der Tradition nach soll während der Rauhnächte nicht entrümpelt werden. Das Reinigen in dieser Zeit bezieht sich vor allem auf Ordnung, Sauberkeit und die energetische Reinigung durch das Räuchern.
Mit dem Räuchern halte ich es sehr einfach und ohne viel Equipment. In den Rauhnächten lege ich abends gerne Räucherwerk auf ein passendes Stövchen und sitze nur im Kerzenschein des Teelichts für eine Weile in Stille oder meditiere dazu. Dieses Ritual verbinde ich gerne mit Orakelkarten.
Botschaften und Träume empfangen
Die Rauhnächte werden in manchen Traditionen auch als Lostage bezeichnet. Demnach soll jede Rauhnacht Hinweise für einen Monat des nächsten Jahres bereithalten. Die erste Rauhnacht für den kommenden Januar, die zweite für den Februar usw. Aus diesem Grund kann es sehr wertvoll sein, die Sinne auf Empfang zu stellen und am jeweiligen Tag nach innen zu lauschen, zu beobachten und wahrzunehmen.
Orakelkarten oder auch Tarotkarten können schöne Impulsgeber sein und die Intuition ansprechen. Ich habe die wunderschönen Orakelkarten Mystische Momente* und durch die Texte zu jeder Karte im beiliegenden Booklet gibt es die Möglichkeit, sich im Bild und im Text zu erkennen. Die Karten können verdeckt gezogen oder offen ausgebreitet werden. Die zweite Variante ist noch intuitiver, da du unter den vielen Karte genau die eine wählst, zu der es dich hinzieht.
Übrigens: Das Kartenziehen ist in schönes Ritual, dass man gemeinsam mit Freunden und Familien am Weihnachts- oder Silvesterabend machen kann. Ich habe immer sehr viel Offenheit und Neugier erfahren, wenn ich die Orakelkarten dabei habe.
Eng verbunden mit der mystischen Rauhnachtszeit sind Träume, da sie unserem Unterbewusstsein entspringen und der Zugang zur Intuition in dieser Zeit erhöht ist. Ich führe während der Rauhnächte ein Traumtagebuch und schreibe sie jeden Morgen hinein. Manchmal erinnere ich mich sehr genau, manchmal nur vage. Ich notiere immer so viel und so bildhaft wie ich mich erinnern kann. Auch diese Träume betrachte ich als eine Botschaft für den zur Rauhnacht zugehörigen Monat.
Für Wünsche und Gedanken öffnen
Das Ritual der 13 Wünsche gehört für mich zu den schönsten Ritualen der Rauhnächte. Um die Wintersonnenwende herum schreibe ich meine 13 Wünsche für das nächste Jahr auf kleine Zettel und bewahre sie in einem schönem Beutel auf. In jeder Rauhnacht verbrenne ich einen dieser Wünsche und übergebe deren Erfüllung symbolisch dem Universum. An diesem Ritual mag ich besonders, dass es mich dazu anregt, mich bewusst zu fragen, was ich mir für das nächste Jahr wünsche, was passieren und was sich verändern darf. Es ist für mich, als würde ich meine Kompassnadel für das neue Jahr ausrichten.
Jede Rauhnacht wird mit einem bestimmten Thema in Verbindung gebracht. Ich nutze hierfür unter anderem Journaling-Fragen und setze mich schreibend mit diesen Thema in meinem Journal auseinander. Dabei verbinde ich die Themen mit meinem Jahresrückblick und meiner Ausrichtung auf das neue Jahr. Inspirierende Fragen für den Jahresstart findest du hier.
Das Rauhnachtstagebuch als Begleiter für das ganze Jahr
Mein wichtigster Begleiter durch die Rauhnächte ist mein Journal und ein Stift. Auf den Seiten öffne ich mich für meine Wünsche und Gedanken und sie werden so zu einer wahren Schatzkiste, in die ich auch im Laufe des Jahres immer wieder reinschaue.
Ich bewahre all meine Aufzeichnungen zu den 13 Wünschen, meinen Träumen, aus dem Journaling, den Botschaften und Beobachtungen auf – und das kann ich dir nur ans Herz legen. Ich bin jedes Mal tief berührt, wenn ich darin lese. Vor allem, wenn ich sehe, welche Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Oft ist es mir erst beim Durchlesen aufgefallen, denn im Laufe des Jahres kann es schon passieren, dass ich es aus den Augen verliere.
Die Rituale der Rauhnächte individuell gestalten
All diese Rituale lasse ich zusammenfließen und baue sie in den Verlauf meines Tages ein. In meinen ganz persönlichen Rauhnächten verbinde ich Reflexion, Schreiben, Achtsamkeit und Natur miteinander und gebe mir dabei Raum für Stille und Intuition.
Das sieht dann so aus:
Morgens schreibe ich meine Träume auf oder das, was davon übrig geblieben ist. Meistens lasse ich mein Journal gleich offen und schreibe und reflektiere das jeweilige Tagesthema.
Im Laufe des Tages ziehe ich einen Wunschzettel aus dem Beutel, verbrenne ihn und gebe ihn später bei einen Spaziergangs der Natur zurück.
Abends zünde ich Räucherwerk an und ziehe eine Orakelkarte. Ich bleibe in Stille, um meine Botschaft für den zugehörigen Monat zu empfangen und danach aufschreiben.
Eine Zeit, um neue Routinen zu pflegen
Die Rauhnächte können der Beginn von schönen Routinen in deinem Alltag sein. Vielleicht spürst du, wie gut dir tägliche Spaziergänge tun. Vielleicht merkst du, wie entlastend das tägliche Schreiben sein kann. Vielleicht möchtest du deine Intuition stärken und regelmäßig Impulskarten ziehen oder du möchtest Sinnlichkeit in Form von Düften und Kerzen mehr Raum in deinen Alltag geben.
Ich wünsche mir, dass ich dich inspirieren konnte, deine Rauhnächte individuell und zu dir passend zu gestalten. Wenn du dir konkrete Ideen für dein Rauhnachtstagebuch wünscht und nach kreativen Schreibimpulsen zu den Themen der Rauhnächten suchst, habe ich etwas für dich: die Rauhnachtspost.
Suchst du einen Begleiter für die Rauhnächte 2024?
In der Rauhnachtspost erreichen dich Nacht für Nacht 12 Impulse per E-Mail, die zum Schreiben, Reflektieren und Kreativsein inspirieren. Bevor es losgeht wirst du mit Inspiration für ein Loslass-Ritual zur Wintersonnenwende und das Ritual der 13 Wünsche auf die magische Zeit eingestimmt.
Die Rauhnachtspost lässt dir den Raum, die Rauhnächte in deinem eigenen Rhythmus zu gestalten. Lass dich von den Impulsen tragen und deine Worte in Fluss bringen. Vertraue darauf, Worte für dein Jahr zu finden, Kraft in der Stille und im Augenblick zu sammeln, und klar und ausgerichtet in das neue Jahr hinüberzugleiten.
*Werbung | mit einer Empfehlung, die von Herzen kommt
Ich habe dieses Jahr damit begonnen, dass ich die Worte Balance & Intuition als Überschrift für 2022 gewählt hatte. Das sollte für Stille Seiten und mein Leben gelten. Wie sehr ich und vor allem mein Körper aus der Balance geraten sind, musste ich dabei erst einmal erkennen. Und dass Balance kein Zustand ist, den ich nur einmal herzustellen brauche. Nein, es ist ein stetiger Balanceakt und irgendetwas wird dabei immer zu kurz kommen. Was ich auf der Suche nach meiner Balance in diesem Jahr alles gefunden habe, liest du hier im Jahresrückblick.
Auf Stille Seiten war es nicht mehr still
Im März und April habe ich durch mein erstes Schreibangebot geführt: Verbunden mit mir – Schreibend mich selbst entdecken. Es war eine 8-wöchige Reihe an Online-Schreibabenden mit einem immer anderen, stärkenden Thema im Mittelpunkt. Wir haben reflektiert, imaginiert, Bild-Collagen erstellt, in die wir schreibend eingetaucht sind, zu Musik geschrieben und die Worte und Bilder anderer als Quelle der Kraft und Inspiration genutzt. Das Konzept dafür habe ich im Rahmen meines Praxisprojekts im Studium entwickelt.
Für all meine Teilnehmerinnen waren die Abende eine kreative Auszeit, zu der mich sehr liebe Worte erreicht haben:
Für mich hätte dieser Start nicht besser laufen können: Ich habe mich in meiner Rolle als Gastgeberin und Schreibgruppenleiterin sehr wohl und am richtigen Platz gefühlt. Mir ist so viel Wertschätzung begegnet, die mir gezeigt hat, dass mein Konzept wirkt. Und dass das, was mich inspiriert, auch das ist, was andere zum Schreiben bringen kann.
Aus dieser Reihe ist nun ein monatliches Format entstanden: Seite für Seite – Offene Schreibabende für Herz & Seele. Jeder Online-Schreibabend widmet sich einer anderen Seite an dir. Seite für Seite lernst du dich und deine Facetten besser kennen.
Ein weiteres Highlight war und ist für mich mein Newsletter. Am 2. Januar habe ich begonnen und verschicke seitdem Sonntag für Sonntag einen Schreibimpuls zusammen mit einem Bild. Dieses Jahr gab es 52 Ausgaben der Stillen Post.
Im Februar ist Stille Seiten auf Instagram gestartet. Dort teile ich regelmäßig Schreibimpulse, Reflexionsfragen, Schreibmethoden, Gedanken und Worte, die mich berühren.
Das letzte Semester und drei Präsenz-Seminare in Berlin
Nach den vielen Online-Semestern fanden die Seminare des Sommersemesters zum ersten Mal wieder vor Ort an der ASH in Berlin statt. Dort habe ich all meine Kommiliton*innen zum ersten Mal vor mir stehen sehen. Und da wir uns über unsere Texte, Gruppenarbeiten und den Austausch bisher nur virtuell kennengelernt hatten, hatte es dennoch etwas Vertrautes in dieser Runde zusammenzukommen. Das Seminar, das wir zum Modul Creative Writing – Romanwerkstatt hatten, ist mir besonders in Erinnerung geblieben und wie wir uns gegenseitig unsere Texte vorgelesen haben. Da war Großartiges dabei. Dieses Modul hat mich einem Projekt wieder näher gebracht, meinem eigenen Roman. Für die Prüfungsleistung habe ich es für kurze Zeit aus dem Dornröschenschlaf erweckt und werde weiter daran schreiben – sobald meine Prioritäten wieder anders liegen.
Inzwischen studiere ich im letzten Semester Biografisches und Kreatives Schreiben und schreibe seit Herbst an meiner Masterarbeit. Darin entwickle ich ein Konzept für einen Kurs, der biografischen und literarisches Schreiben miteinander verbindet. Ich habe vor, ihn danach auch hier auf Stille Seiten anzubieten und durchzuführen. Wenn es so weit ist, lasse ich rechtzeitig von mir hören 😊
Was mich lebendig macht: Begegnungen (wie die an der ASH oben rechts im Bild), gutes Essen, Yoga und Natur (zum Beispiel mein kleiner Garten oben links)
Was hat es mit dem Durchbruch auf sich?
Rückblickend gebe ich meinem Jahr den Titel: Durchbruch. Ich habe mich vorgewagt. Ich habe meine eigenen Limitierungen durchbrochen. Ich habe gesehen, erkannt, hinterfragt, die Dinge anders gemacht. Das hat sehr viel Raum für neue wundervolle Erfahrungen, Begegnungen und Menschen in meinem Leben geöffnet.
Gleichzeitig habe ich meine eigenen körperlichen Grenzen durchbrochen, die nicht hätten verletzt werden dürfen (und das nicht erst in diesem Jahr, doch es ist mir erst in den letzten Monaten klar geworden). Vor allem das Thema ausruhen und weniger tun hat mich begleitet und ist noch immer ein Lernprozess für mich.
In den Sommermonaten habe ich viel Zeit am und im Wasser verbracht.
Menschen, deren Botschaften mich 2022 begleitet haben
Durch das Jahr und meine Durchbruch-Prozesse haben mich auf die ein oder andere Weise zwei Frauen begleitet.
Einmal der Podcast der wunderbaren Verena König, die sagt: Das Wissen über Trauma hat die Kraft, die Welt zu verändern. Meine (innere) Welt hat sie damit bereits verändert und ich werde es auf meinem Weg und in meinem Wirkkreis weitertragen.
Und Nicola Jane Hobbs, auf die ich durch ihre Yoga-Bücher und Journaling-Inspiration aufmerksam geworden bin. In diesem Herbst hat sie The Relaxed Women gelauncht, womit sie einen neuen weiblichen Archetypen geschaffen hat. Die Gedanken auf ihrem Instagram-Account tun einfach sehr gut. Wir alle dürfen uns mehr Pausen nehmen und ausruhen – nicht erst, wenn die Arbeit erledigt ist (das ist sie übrigens nie), sondern bevor es notwendig wird.
Wenn ich einen zweiten Titel für mein Jahr finden müsste, wäre es: Lebendigkeit, weil es so viele lebendige Momente darin gab.
Ausblick 2023: Was ich vertiefen möchte
An dieser Stelle schaue ich gerne in den vergangenen Jahresrückblick. Alles, was dort steht, hat mich tatsächlich in der ein oder anderen Form beschäftigt. Für das kommende Jahr möchte ich folgende Themenschwerpunkte setzen:
Wortschatz: Um den Umgang mit Worten, der (eigenen) Be-Deutung von Worten geht es immer wieder in den Impulsen in der Stillen Post. Diesen Ansatz möchte ich gerne weiterverfolgen.
Biografisches Schreiben: Im vergangenen Ausblick war es mein Wunsch, mich tiefer damit zu beschäftigen, wie aus persönlichen Texten Geschichten entstehen. Dem komme ich nun durch meine Masterarbeit näher, an deren Ende ein Konzept für einen solchen Kurs stehen wird.
Ruhe, Pausen und (Mini-)Auszeiten kultivieren.
Da ich seit den letzten Jahren fast nur noch Fach-, Sachbücher und Ratgeber lese, möchte ich mich wieder mehr Literarischem und Lebendigem zuwenden. Zurzeit interessiere ich mich für die Genres Memoir, Autobiografien und Autofiktion.
Meine Yoga-Praxis vertiefen und mit dem Schreiben verbinden.
Weitere (Online-)Angebote für Stille Seiten entwickeln: Ich denke an eine 1:1 Schreibbegleitung, Themen-Workshops und der oben genannte Kurs im Biografischen Schreiben. Dafür habe ich mir für das kommende Jahr Zeit und Raum genommen (denn ich habe das alles bisher neben einer Vollzeit-Anstellung gemacht). Seit Längerem ist es mein Wunsch, auch ein Schreibangebot speziell zu den Rauhnächten zu machen, da sie Jahr für Jahr für mich eine so wundervolle Zeit zum Zurückziehen und Reflektieren sind. Vielleicht nutze ich die magische Zeit zwischen den Jahren, um etwas für das kommende Jahr zu entwickeln.
Mein Wort für 2023 wird: verwirklichen. Denn ich möchte endlich das verwirklichen, wovon ich bisher nur im Verborgenen träume. Ich möchte verwirklichen, was ich bisher nur durchdenke. Raus aus dem Kopf und mehr ins Herz. Raus aus den Konzepten und mehr in die Praxis.
Hast du auch ein Wort, das dich durch 2023 begleiten und dir dabei helfen darf, den Fokus zu halten? Teil es gerne mit mir in den Kommentaren.
Schreiben zum Jahreswechsel
Wenn du dein Jahr für dich reflektieren und dich auf das neue Jahr ausrichten möchtest, lade ich dich herzlich zu den kommenden Schreibabenden ein:
Mein Dank geht an alle, die das hier lesen und mich von nah und fern begleiten. Danke, an alles, was mir Anlass zum Schreiben gegeben hat. Danke an alle, die mit mir gemeinsam geschrieben haben. Danke, dass auch du den Weg gehst, um dir selbst (schreibend) zu begegnen und dich auf die eine oder andere Weise dabei von mir inspirieren und begleiten lässt.
Einen wunderschönen Jahresausklang mit viel Zeit für dich und mit deinen Lieben, zum Schreiben, Innehalten und Ausruhen.
Als Schreibpädagogin zeige ich dir, wie du die Kraft des Schreibens nutzt, um dich selbst Seite für Seite zu entdecken und besser zu verstehen. Auf Stille Seiten findest du Schreibimpulse und Reflexionsfragen für dein Tagebuch, deine persönlichen Texte oder deine Journaling-Routine.