Jahresrückblick 2022: Durchbruch

Jahresrückblick 2022: Durchbruch

Ich habe dieses Jahr damit begonnen, dass ich die Worte Balance & Intuition als Überschrift für 2022 gewählt hatte. Das sollte für Stille Seiten und mein Leben gelten. Wie sehr ich und vor allem mein Körper aus der Balance geraten sind, musste ich dabei erst einmal erkennen. Und dass Balance kein Zustand ist, den ich nur einmal herzustellen brauche. Nein, es ist ein stetiger Balanceakt und irgendetwas wird dabei immer zu kurz kommen. Was ich auf der Suche nach meiner Balance in diesem Jahr alles gefunden habe, liest du hier im Jahresrückblick.

 

 

Auf Stille Seiten war es nicht mehr still

Im März und April habe ich durch mein erstes Schreibangebot geführt: Verbunden mit mir – Schreibend mich selbst entdecken. Es war eine 8-wöchige Reihe an Online-Schreibabenden mit einem immer anderen, stärkenden Thema im Mittelpunkt. Wir haben reflektiert, imaginiert, Bild-Collagen erstellt, in die wir schreibend eingetaucht sind, zu Musik geschrieben und die Worte und Bilder anderer als Quelle der Kraft und Inspiration genutzt. Das Konzept dafür habe ich im Rahmen meines Praxisprojekts im Studium entwickelt.

Für all meine Teilnehmerinnen waren die Abende eine kreative Auszeit, zu der mich sehr liebe Worte erreicht haben:

Stimmen der Teilnehmerinnen der Online-Schreibabende

Für mich hätte dieser Start nicht besser laufen können: Ich habe mich in meiner Rolle als Gastgeberin und Schreibgruppenleiterin sehr wohl und am richtigen Platz gefühlt. Mir ist so viel Wertschätzung begegnet, die mir gezeigt hat, dass mein Konzept wirkt. Und dass das, was mich inspiriert, auch das ist, was andere zum Schreiben bringen kann.

Aus dieser Reihe ist nun ein monatliches Format entstanden: Seite für Seite – Offene Schreibabende für Herz & Seele. Jeder Online-Schreibabend widmet sich einer anderen Seite an dir. Seite für Seite lernst du dich und deine Facetten besser kennen.

Ein weiteres Highlight war und ist für mich mein Newsletter. Am 2. Januar habe ich begonnen und verschicke seitdem Sonntag für Sonntag einen Schreibimpuls zusammen mit einem Bild. Dieses Jahr gab es 52 Ausgaben der Stillen Post.

Im Februar ist Stille Seiten auf Instagram gestartet. Dort teile ich regelmäßig Schreibimpulse, Reflexionsfragen, Schreibmethoden, Gedanken und Worte, die mich berühren.

Screenshot des Instagram Grid von Stille Seiten

Das letzte Semester und drei Präsenz-Seminare in Berlin

Nach den vielen Online-Semestern fanden die Seminare des Sommersemesters zum ersten Mal wieder vor Ort an der ASH in Berlin statt. Dort habe ich all meine Kommiliton*innen zum ersten Mal vor mir stehen sehen. Und da wir uns über unsere Texte, Gruppenarbeiten und den Austausch bisher nur virtuell kennengelernt hatten, hatte es dennoch etwas Vertrautes in dieser Runde zusammenzukommen. Das Seminar, das wir zum Modul Creative Writing – Romanwerkstatt hatten, ist mir besonders in Erinnerung geblieben und wie wir uns gegenseitig unsere Texte vorgelesen haben. Da war Großartiges dabei. Dieses Modul hat mich einem Projekt wieder näher gebracht, meinem eigenen Roman. Für die Prüfungsleistung habe ich es für kurze Zeit aus dem Dornröschenschlaf erweckt und werde weiter daran schreiben – sobald meine Prioritäten wieder anders liegen.

Inzwischen studiere ich im letzten Semester Biografisches und Kreatives Schreiben und schreibe seit Herbst an meiner Masterarbeit. Darin entwickle ich ein Konzept für einen Kurs, der biografischen und literarisches Schreiben miteinander verbindet. Ich habe vor, ihn danach auch hier auf Stille Seiten anzubieten und durchzuführen. Wenn es so weit ist, lasse ich rechtzeitig von mir hören 😊

Collage: Was mich lebendig macht

Was mich lebendig macht: Begegnungen (wie die an der ASH oben rechts im Bild), gutes Essen, Yoga und Natur (zum Beispiel mein kleiner Garten oben links)

Was hat es mit dem Durchbruch auf sich?

Rückblickend gebe ich meinem Jahr den Titel: Durchbruch. Ich habe mich vorgewagt. Ich habe meine eigenen Limitierungen durchbrochen. Ich habe gesehen, erkannt, hinterfragt, die Dinge anders gemacht. Das hat sehr viel Raum für neue wundervolle Erfahrungen, Begegnungen und Menschen in meinem Leben geöffnet.

Gleichzeitig habe ich meine eigenen körperlichen Grenzen durchbrochen, die nicht hätten verletzt werden dürfen (und das nicht erst in diesem Jahr, doch es ist mir erst in den letzten Monaten klar geworden). Vor allem das Thema ausruhen und weniger tun hat mich begleitet und ist noch immer ein Lernprozess für mich.

Bild Collage zum Thema Wasser

In den Sommermonaten habe ich viel Zeit am und im Wasser verbracht.

Menschen, deren Botschaften mich 2022 begleitet haben

Durch das Jahr und meine Durchbruch-Prozesse haben mich auf die ein oder andere Weise zwei Frauen begleitet.

 

  • Einmal der Podcast der wunderbaren Verena König, die sagt: Das Wissen über Trauma hat die Kraft, die Welt zu verändern. Meine (innere) Welt hat sie damit bereits verändert und ich werde es auf meinem Weg und in meinem Wirkkreis weitertragen.
  • Und Nicola Jane Hobbs, auf die ich durch ihre Yoga-Bücher und Journaling-Inspiration aufmerksam geworden bin. In diesem Herbst hat sie The Relaxed Women gelauncht, womit sie einen neuen weiblichen Archetypen geschaffen hat. Die Gedanken auf ihrem Instagram-Account tun einfach sehr gut. Wir alle dürfen uns mehr Pausen nehmen und ausruhen – nicht erst, wenn die Arbeit erledigt ist (das ist sie übrigens nie), sondern bevor es notwendig wird.
Collage zum Thema Lebendigkeit

Wenn ich einen zweiten Titel für mein Jahr finden müsste, wäre es: Lebendigkeit, weil es so viele lebendige Momente darin gab.

Ausblick 2023: Was ich vertiefen möchte

An dieser Stelle schaue ich gerne in den vergangenen Jahresrückblick. Alles, was dort steht, hat mich tatsächlich in der ein oder anderen Form beschäftigt. Für das kommende Jahr möchte ich folgende Themenschwerpunkte setzen:

  • Wortschatz: Um den Umgang mit Worten, der (eigenen) Be-Deutung von Worten geht es immer wieder in den Impulsen in der Stillen Post. Diesen Ansatz möchte ich gerne weiterverfolgen.
  • Biografisches Schreiben: Im vergangenen Ausblick war es mein Wunsch, mich tiefer damit zu beschäftigen, wie aus persönlichen Texten Geschichten entstehen. Dem komme ich nun durch meine Masterarbeit näher, an deren Ende ein Konzept für einen solchen Kurs stehen wird.
  • Ruhe, Pausen und (Mini-)Auszeiten kultivieren.
  • Da ich seit den letzten Jahren fast nur noch Fach-, Sachbücher und Ratgeber lese, möchte ich mich wieder mehr Literarischem und Lebendigem zuwenden. Zurzeit interessiere ich mich für die Genres Memoir, Autobiografien und Autofiktion.
  • Meine Yoga-Praxis vertiefen und mit dem Schreiben verbinden.
  • Weitere (Online-)Angebote für Stille Seiten entwickeln: Ich denke an eine 1:1 Schreibbegleitung, Themen-Workshops und der oben genannte Kurs im Biografischen Schreiben. Dafür habe ich mir für das kommende Jahr Zeit und Raum genommen (denn ich habe das alles bisher neben einer Vollzeit-Anstellung gemacht). Seit Längerem ist es mein Wunsch, auch ein Schreibangebot speziell zu den Rauhnächten zu machen, da sie Jahr für Jahr für mich eine so wundervolle Zeit zum Zurückziehen und Reflektieren sind. Vielleicht nutze ich die magische Zeit zwischen den Jahren, um etwas für das kommende Jahr zu entwickeln.

Mein Wort für 2023 wird: verwirklichen. Denn ich möchte endlich das verwirklichen, wovon ich bisher nur im Verborgenen träume. Ich möchte verwirklichen, was ich bisher nur durchdenke. Raus aus dem Kopf und mehr ins Herz. Raus aus den Konzepten und mehr in die Praxis.

Hast du auch ein Wort, das dich durch 2023 begleiten und dir dabei helfen darf, den Fokus zu halten? Teil es gerne mit mir in den Kommentaren.

Schreiben zum Jahreswechsel

Wenn du dein Jahr für dich reflektieren und dich auf das neue Jahr ausrichten möchtest, lade ich dich herzlich zu den kommenden Schreibabenden ein:

Ankündigung: Schreibabend Jahresrückblick 2022
Ankündigung: Schreibabend zum Jahresstart 2023

Mein Dank geht an alle, die das hier lesen und mich von nah und fern begleiten. Danke, an alles, was mir Anlass zum Schreiben gegeben hat. Danke an alle, die mit mir gemeinsam geschrieben haben. Danke, dass auch du den Weg gehst, um dir selbst (schreibend) zu begegnen und dich auf die eine oder andere Weise dabei von mir inspirieren und begleiten lässt.

Einen wunderschönen Jahresausklang mit viel Zeit für dich und mit deinen Lieben, zum Schreiben, Innehalten und Ausruhen.

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Jahresrückblick 2021: Neuausrichtung

Jahresrückblick 2021: Neuausrichtung

Die Kraft, die in meinem Jahr gesteckt hat, hat sich erst gegen Ende gezeigt. Nach außen war wenig sichtbar und es waren vor allem innere Prozesse, durch die ich gegangen bin. Das wichtigste Ergebnis meiner Neuausrichtung: Aus Federschrift wird Stille Seite. Was das bedeutet und was mich in diesem Jahr noch bewegt hat, liest du im Jahresrückblick 2021. 

 

Das Schreiben und das Studium

Ich studiere inzwischen im 3. Semester Biografisches und Kreatives Schreiben an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Es gefällt mir nach wie vor sehr gut und ich habe in diesem Jahr so viel geschrieben wie schon lange nicht mehr: Tagebuch, Morgenseiten, Erinnerungen, Kurzgeschichten, Miniaturen, Lyrik, Haikus, Reflexionen.

Zwei Kurzgeschichten habe ich als Prüfungsleistungen eingereicht. Eine Idee für eine Kurzgeschichte geht auf eine Begegnung zurück, die sieben Jahre zurückliegt. Ich habe zugehört und weiß noch, wie ich dachte, dass man darüber eine Geschichte schreiben muss. Diesen Gedanken habe ich nun so viel Jahre mit mir herumgetragen und die Geschichte endlich aufgeschrieben – und das sogar so, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte.

Durch den Termindruck und die Prüfungsleistungen ist so viel in so kurzer Zeit entstanden: Ich habe drei Monate lange einen wöchentlichen Blog als Nebenprojekt geführt. Zuletzt habe ich ein Konzept für eine Reihe von Online-Schreibabenden erarbeitet, auf die du dich im Frühjahr 2022 freuen kannst.

Was ich sonst so in Frankfurt gemacht habe? Am Main, draußen oder im Garten sein 😊

Neuausrichtung: Aus Federschrift wird Stille Seite

Zum Jahresende wollte all das nach draußen, was sich bei mir im Innen bewegt hat. Wenn ich mir die Webseite von Federschrift nur angesehen habe, wusste ich: Das bin ich nicht mehr inhaltlich, das bin ich nicht mehr auf den Bildern. Ich bin rausgewachsen. Das habe ich bereits gemerkt, als ich während des Studiums besagten Blog führen sollte, dem ich den Titel Stille Seiten gab.

Bewusst offen habe ich nach einem neuen Thema gesucht und bin – natürlich – wieder beim Schreiben gelandet. Doch diesmal hat es mich zum persönlichen Schreiben hingezogen. Zum Tagebuchschreiben, zum Journaling, zum Schreiben für und über mich selbst. Das hat einerseits mit den wunderbaren Erfahrungen aus meinem Masterstudium zu tun, aber auch mit meinem eigenen Weg: Mehr denn je habe ich in diesem Jahr an mir selbst die heilsame, positive und bestärkende Kraft des Schreibens erfahren (dabei schreibe ich auf diese Art bereits seit über 20 Jahren).

Ich habe viel mit den Möglichkeiten und Methoden des Schreibens experimentiert und genau beobachtet, wann mir welche Art zu schreiben gut tut. Soviel vorweg: Ich brauche das Schreiben in so ziemlich jeder Lebenslage. Und das meine ich wirklich als Notwendigkeit. Neu war für mich, dass ich die Klärung auf dem Papier brauche, um danach überhaupt über neue Eindrücke, Gedanken und Gefühle sprechen zu können.

Eine spannende Erfahrung in diesem Jahr war eine Biografische Schreibwerkstatt für das Business (Me Myself and my Business von Uta Jugert), an der ich teilgenommen habe. In diesem Rahmen sind ein Großteil der Webseiten-Texte für Stille Seiten entstanden.

Von Auszeiten, Übergängen und natürlichen Rhythmen

Wie auch in den Vorjahren war ich viel in der Natur. Ich mag die Eigenheiten und Atmosphäre, die jede Jahreszeit mit sich bringt. Meine liebste Zeit ist der Übergang vom Spätsommer in den Herbst. Für Zeiten des Übergangs nehme ich mir inzwischen Zeit zum Reflektieren.

In 2021 waren das zum Beispiel die Jahresreflexion und der Jahresstart, die Sommersonnenwende und Wintersonnenwende. Daran schließen sich die Rauhnächte an, mit denen ich bereits in das Jahr 2020/2021 gestartet bin und die ich auch in diesem Jahr – mit Stift und Papier an meiner Seite – zum Loslassen und Neuausrichten nutzen werde. In diesem Jahr hat mich zudem der Mondzyklus begleitet und ich habe begonnen, im Rhythmus der Mondphasen Vollmond- oder Neumond-Yoga zu praktizieren.

Eine vollkommen neue und wertvolle Erfahrung habe ich im September auf einem Stille Retreat in Bad Antogast im Schwarzwald gemacht. In dieser einwöchigen Auszeit gab es neben Yoga, Meditationen, Atemübungen, dem leckersten ayurvedischen Essen und Natur vor der Zimmertür vier Tage Zeit für Stille und Schweigen. Was für eine schöne innere Reise das war! Und auch wenn wir während des Schweigens nicht schreiben sollte, musste ich abends ein paar Seiten in meinem Journal notieren, auch um die Klarheit, die ich fühlte und in der ich dachte, festzuhalten.

Eindrücke von meinen Streifzügen durch die Natur während des Stille Retreats

Ausblick 2022: Was habe ich vor?

Dieser Abschnitt ist immer der Moment, in dem ich meine Ziele aus dem letzten Jahresrückblick anschaue. Zwei der vier Punkte habe ich erreicht:

  • Stille Seiten weiterzuentwickeln und dort der Kraft des Schreibens mehr Raum zu geben
  • selbst mehr literarisch zu schreiben

Und die anderen beiden haben sich in 2022 verlagert: mehr Wissen, Erfahrungen und Übungen teilen und weitere Kurse und Workshops anbieten.

Für das neue Jahr steht folgendes bevor:

  • Im Frühjahr 2022 plane ich eine Reihe von Online-Schreibabenden (im Rahmen meines Praxismoduls im Studium)
  • Im Herbst 2022 beginne ich mit meiner Master-Arbeit und der Abschluss des Studiums rückt näher (wobei ich jetzt schon sagen kann, dass das nicht die letzte Aus- und Weiterbildung war)
  • Ich plane weitere Angebote auf Stille Seiten in unterschiedlichen Formaten
  • Ich möchte mich tiefer damit beschäftigen, wie aus den persönlichen Texten Geschichten entstehen

Und zu guter Letzt: Mein Wort für das neue Jahr wird Balance & Intuition!

Danke an alle, die seit Langen oder seit Kurzem mitlesen! Ich freue mich über jede*n, die/der mir auf meinem Weg folgt und Teil der Schreibreise zu sich selbst ist.

Ich wünsche euch einen wundervollen Jahresausklang mit Momenten zum Ausruhen, Krafttanken und Innehalten. Kommt gut ins neue Jahr!

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Das Schreiben ist mein Spiegel

Das Schreiben ist mein Spiegel

Alles was ich schreibe, zeigt ein Stück von mir. Ein Bruchstück. Eine Scherbe, manchmal. Und je mehr ich schreibe, desto mehr wird ein Spiegel daraus.

Auf dem Papier kann ich sein, wer ich bin und werden wer ich sein möchte. Das Papier hört mir zu und wirft manchmal ein Echo zurück. Manchmal trifft es mich, weil es mir zeigt, was ich übersehen habe, überdacht und übergangen habe. Dann tröstet es mich, denn diese Klarheit vertreibt den Schmerz. Wenn ich nicht weiter weiß, schreibe ich. Wenn ich traurig bin, schreibe ich.

Das Papier weiß alles über mich, mehr als ich anderen erzählen kann. Das Papier sieht mich und hilft mir dabei, ich selbst zu sein. Es urteilt nicht. Ich vertraue in das Papier, in den Prozess, in meine Hand, die mich und meine Gedanken trägt, ihnen Klarheit gibt und Gewicht verleiht. Ich vertraue dem Papier, das den Geschichten meines Lebens Gestalt gibt, Worte schenkt und sie mich umschreiben lässt, wann immer ich das möchte und bereit dazu bin.

Das Papier ist mein Spiegelbild, nicht immer geliebt und doch sind wir verbunden. Ich lese mich und wenn ich die Spiegelschrift entschlüssle, erkenne ich mich. Ich schreibe mich fort, fort von hier und lande doch immer im Hier und Jetzt.

Wen siehst du, wenn du in den Spiegel siehst?
Kannst du dich lesen, geschrieben in Spiegelschrift?

Jahresrückblick 2020: Mein Jahr der Reflexion

Jahresrückblick 2020: Mein Jahr der Reflexion

Wenn ich an das Jahr 2020 denke, denke ich an ein Jahr, das Wellen schlug. Und gerade weil ich auf Federschrift etwas untergetaucht bin, möchte ich in diesem Jahresrückblick zurückschauen – ganz besonders, um davon zu erzählen, dass das Schreiben mein Rettungsring und Anker war, der mich sicher durch dieses Jahr gebracht hat.

Wenn ich mir ansehe, was ich mir alles für 2020 vorgenommen hatte, bin ich noch lange nicht am Ziel, aber auf dem Weg. Ein wichtiges Zwischenziel werde ich noch in diesem Jahr erreichen: meinen ersten Schreib-Workshop.

Federschrift in Zahlen

In diesem Jahr war es sehr still hier. Diesen Jahresrückblick eingerechnet, habe ich zwei Artikel geschrieben und zwei Inspirationsletter versendet. Dagegen hat sich die Zahl der Abonnent*innen meines Inspirationsletters verdoppelt.

Das sind die Artikel, die in 2020 am meisten gelesen wurden:

  1. Der erste Satz: Wie du Leser verführst und deine Geschichte beginnst (mit 15 Beispielen für gelungene Satzanfänge)
  2. Blackout Poetry – Eine kreative Schreibübung für visuelle Gedichte
  3. Die Kunst des letzten Satzes – So schreibst du ein gutes Ende (mit Beispielen aus der Literatur)

Jobwechsel, Homeoffice und Zeit in der Natur

Mein Jahr begann mit den letzten Wochen in meinem alten Job. Auch wenn ich die letzten Tagen nur so heruntergezählt habe, waren sie schwerer als gedacht. Bei uns ist es Tradition, jeden mit einer Wortmarke zu verabschieden. Ich schaue sie mir gerne an, weil sie mit schönen Erinnerungen verbunden ist und mir zeigt, was ich für tolle Kolleg*innen hatte:

Nach nur sieben Wochen in meinem neuen Job wechselte ich ins Dauer-Homeoffice. Inzwischen arbeite ich schon länger von Hause als vom Büro aus – für mich als leiser Mensch die ideale Arbeitsumgebung. Mir ist außerdem bewusst geworden, dass sich mein Leben rein äußerlich gar nicht so sehr von dem vor Corona unterscheidet. Ich lese und schreibe – in Stille und zu Hause. Sport mache ich seit Jahren in meinem Wohnzimmer, mein Obst und Gemüse kommt mit der Bio-Kiste an meine Haustür, ich koche lieber selbst anstatt Essen zu gehen, mit Freunden treffe ich mich am liebsten außerhalb der Gruppe für 1:1-Gespräche und für meine Spaziergänge kann ich jederzeit vor die Tür. Und in der Natur habe ich dieses Jahr viel Zeit verbracht:

 Aerial Yoga und Yoga-Routine

Im Februar habe ich meinen ersten Kurs in Aerial Yoga besucht. Schon lange haben mich die Bilder davon fasziniert, in einem Tuch zu schweben und zu schaukeln. Kurz danach hing mein eigenes Aerial Tuch zu Hause an der Decke.

Meine Yoga-Praxis auf der Matte habe ich außerdem in diesem Jahr intensiviert und erneut mit dem 21-Tage-Programm aus dem wunderbaren Buch Mein Neustart mit Yoga von Nicola Jane Hobbs geübt. Es verbindet Achtsamkeits-, Journaling-, Yoga-Übungen und Meditationen gegen Stress und Ängste.

Die (Wieder-)Entdeckung meiner Schreibstimme

Neben Yoga ist das Schreiben mein zweiter Weg, um mit Unsicherheiten, Veränderungen und den vielen Gedanken tagein, tagaus umzugehen. Ich habe in diesem Jahr so viel wie schon lange nicht mehr geschrieben. Ich habe Seite über Seite nur für mich geschrieben. Ich habe den Echoraum in mir entdeckt und alles aus mir herausfließen lassen. Dabei habe ich gelernt, mich noch weniger zu zensieren und auch meine rohen Texte zu mögen, die ehrlicher sind als alles, was ich überarbeite, und in denen die eigentlichen Schätze und (Lebens-)Themen schlummern.

Wieder Studentin: Biografisches und Kreatives Schreiben

Seit Oktober bin ich wieder (Teilzeit-)Studentin. Für die nächsten zweieinhalb Jahre studiere ich den Master Biografisches und Kreatives Schreiben an der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Es war schon lange mein Wunsch und ist für mich der nächste Schritt, um noch mehr über Schreibpädagogik zu lernen, um dich und viele andere beim Schreiben zu begleiten.

Im Rahmen des Studiums führe ich noch bis (mindestens) März 2021 einen Blog über das Journaling. Bis dahin erscheint jeden Sonntag ein neuer Artikel. Ich plane, noch mehr aus dieser Seite zu machen und lade dich daher gerne ein, mitzulesen auf Stille Seiten.

Stille Seiten Journaling

Einladung zur Jahresreflexion 2020/2021

Wie angekündigt, wird es einen Schreib-Workshop mit mir geben: eine Online Schreib-Session zum Jahreswechsel. In der ersten lade ich dich dazu ein, das Jahr 2020 gemeinsam schreibend zu reflektieren. Und in der zweiten stimmen wir uns mit Impulsfragen und Kreativübungen schreibend auf das Jahr 2021 ein.

Jahresreflexion 2020/2021

Jahresreflexion 2020/2021

Ausblick auf 2021

Das war natürlich nur ein Ausschnitt der Themen, die mich in diesem Jahr beschäftigt haben. Wie es bei Wellengang nunmal so ist, kommt so einiges an die Oberfläche oder wird weggespült. Ich weiß, dass ich den Weg weitergehen werde und das bedeutet:

  • mehr Wissen, Erfahrungen und Übungen zu teilen,
  • weitere Kurse und Workshops anzubieten (sicherlich auch im Rahmen meines Praxismoduls im Studium),
  • Federschrift und/oder Stille Seiten weiterzuentwickeln und dort der Kraft des Schreibens mehr Raum zu geben,
  • selbst mehr literarisch zu schreiben (ich denke da immer noch an meine Ideen von einem Fotografie-Literatur-Projekt und Kurzgeschichten-Band).

Dabei nehme ich diesen Leitgedanken mit:

Angst lähmt, Mut verleiht Flügel

France Gauthier

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben, und mich auch im neuen Jahr auf diesem Weg begleiten werden.

Ich wünsche euch einen wundervollen Jahresausklang und einen guten Start ins neue Jahr – und freue mich, wenn wir uns in einer der Schreib-Sessions sehen.

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Jahresrückblick 2019 – Ein Blick zurück und nach vorne

Jahresrückblick 2019 – Ein Blick zurück und nach vorne

Als ich angefangen habe, diesen Jahresrückblick zu schreiben, hat es sich so angefühlt, als ob gar nicht so viel passiert ist. Doch ist es nicht immer so, dass wir so ein Jahr ganz schön unterschätzen? Auch wenn es in der zweiten Jahreshälfte still geworden ist auf Federschrift, hat mich das Schreiben das ganze Jahr über begleitet und ich habe so einiges erreicht.

Meine Weiterbildung zur Schreibberaterin

Eines meiner Ziele für dieses Jahr war die Weiterbildung zur zertifizierten Schreibberaterin und Schreibtrainerin. Von Februar bis Juli war ich dafür regelmäßig am SchreibCenter der TU Darmstadt. Anfangs für Workshops, später für eigene Beratungen. Das SchreibCenter steht allen Studierenden offen, die beim Schreiben nicht alleine weiterkommen – bei der Hausarbeit, dem Essay oder der Abschlussarbeit. Und offen sind die Türen wirklich, da es freie Sprechstunden ohne Anmeldung gibt. Das heißt für die Schreibberater*innen, dass sie sich nicht auf die Themen vorbereiten können. Doch ich habe gelernt, dass das gar nicht schlimm ist. Ich kannte die Abläufe, Methoden und Fragetechniken und ließ das Gespräch auf mich zukommen.


Das Team habe ich besonders lieb gewonnen, da ich durch die Beratungen stark in das SchreibCenter eingebunden war. Ich habe nicht nur viel über mein eigenes Schreiben gelernt, sondern auch von den anderen. Wie gehen sie vor – in der Beratung und beim Schreiben? Den einen Weg gibt es nicht. Jeder schreibt auf seine Weise und braucht andere Methoden oder Hilfsmittel. Die Schreibberatung ist dazu da, das gemeinsam herauszufinden.


Ein wenig vermisse ich diese Zeit und den Weg zum SchreibCenter, der durch den wunderschönen Herrngarten führt. Zum Abschluss habe ich einen Schreibberaterkoffer mit Methoden, Vorlagen und Übungen zusammengestellt. Da der Schwerpunkt in der Weiterbildung auf dem wissenschaftlichen Schreiben liegt, habe ich mir vieles für das literarische Schreiben erarbeitet. Im neuen Jahr wird es einiges davon auf Federschrift geben.

Berufliches Schreiben oder: schreiben unter Druck

Schreiben unter Druck war eines meiner großen Themen in diesem Jahr, dem ich zwei Blogartikel gewidmet hab: Schreiben unter Zeitdruck und Schreiben unter innerem Druck. Dass es mich so beschäftigt hat, lag rückblickend an meinem Selbstverständnis als Schreiberin. Mir wurde immer wieder meine eigene Unsicherheit gespiegelt. Das hat mich viel Energie gekostet, die ich viel lieber in Federschrift gesteckt hätte.

Doch auch daran bin ich gewachsen und ich kann weiterziehen: Nach fünf Jahren verabschiede ich mich vom Agenturleben. Ich freue mich schon darauf, in den Bereich Corporate Publishing zurückzukehren. Denn dort hat vor zehn Jahren alles angefangen. Passend zum Thema habe ich im Januar mein Fernstudium im Bereich PR und Öffentlichkeitsarbeit abgeschlossen – mit einer Hausarbeit über Corporate Language, also die unverwechselbare Sprache eines Unternehmens.

Schreibpause auf Federschrift

Bis zum Sommer habe ich regelmäßig auf Federschrift geschrieben. Der Inspirationsletter ist im Juni ein Jahr alt geworden. Ich habe das Design weiterentwickelt und einen exklusiven Download-Bereich mit Schreibübungen für meine Newsletter-Abonnent*innen eingerichtet. Ich hatte noch viel mehr vor, doch habe nicht mehr weitergemacht. Diese Pause wurde immer länger und mit jedem weiteren Monat habe ich mich gefragt, was passieren würde, wenn ich aufhöre. Und weißt du was? Es würde NICHTS passieren. Dieser Gedanke hat mich wieder zurückgeholt. Denn das Schreiben und Federschrift bereichert mein Leben um so viel mehr. Und das tausche ich gerne gegen das NICHTS ein.


An das eigene (Schreib-)Projekt zu glauben, ist nicht immer leicht. Zweifel werden immer wieder kommen und gehen – wie Wellen. Das nächste Mal weiß ich besser, was ich dagegen tun kann. Dieses Schreibtief hat mir aber auch gezeigt, dass es noch ein Weg für mich sein wird, mit Selbstvertrauen zu schreiben und ich dabei über den ein oder anderen Glaubenssatz stolpern werde. Und ganz praktisch muss ich meine Workflows und Schreibzeiten unbedingt besser organisieren. Also keine Sorge, es geht weiter auf Federschrift und ich teile mit dir, was ich auf dieser Reise lernen werde.

Lesejournal für gelesene Bücher

In diesem Jahr habe ich so gut wie alles gelesen (Onleihe und Blinkist sei Dank) – außer Romane. Um mit den Inhalten zu arbeiten und die Übungen umsetzen, habe ich ein Lesejournal begonnen. Es ist mein digitales Notizbuch in das ich Zitate, Zusammenfassungen, eigene Ideen und Gedanken zu den Übungen schreibe.


Die Fülle an Themen in meinem Bücherregal setzt mich aber auch unter Druck. Für mich sind all die ungelesenen Sach- und Fachbücher unerledigte Themen. Worüber ich nicht alles etwas lesen wollte, weil ich mir irgendwas davon versprochen habe. Dass ich danach endlich dieses oder jenes kann…. Ich bin also jedes Buch durchgegangen und habe mich von den „Eigentlich wollte ich…“-Themen und Büchern befreit. Das hat sehr gut getan!


Und weil es für mich in diesem Jahr keine Papier-Geschichten gab, in die ich eintauchen konnte, gab es stattdessen zwei Serien, die mich in diesem Jahr beeindruckt und noch lange beschäftigt haben: Chernobyl und The Handmaid’s Tale. Den Roman Handmaid’s Tale von Margaret Atwood (deutscher Titel: Der Report der Magd) kannte ich noch aus dem Englisch-Leistungskurs. Es war ein typischer Fall von: richtiges Buch zur falschen Zeit. Heute würde ich es gerne nochmal lesen, vor allem die Fortsetzung.


Meine Highlights im Sommer waren die Hochzeit einer Freundin, der Weg durch den Herrngarten ins SchreibCenter und die vielen Spazier- und Sonnenuntergänge in Frankfurt

Der Sommer in Frankfurt

Trotz der Gluthitze war es ein toller Sommer in Frankfurt, in dem ich mich besonders auf die luftigen Fahrten mit meiner Vespa gefreut habe. Im Juni war ich auf einer wunderschönen Hochzeit und habe mich im Gästebuch des Brautpaares mit Blackout Poetry verewigt (was übrigens bis heute der beliebteste Artikel auf Federschrift ist). Als der Sommer fast vorbei war, habe ich die Zusage für einen kleinen Garten hinter dem Haus bekommen. Wir haben in diesem Jahr noch ein süßes Gartenhäuschen aufgebaut. Im Frühjahr pflanzen wir Sträucher, Kräuter und Gemüse.


Aus dem wildbewachsenem Grundstück ist ein 60qm großer Garten geworden – mit Zaun und Gartenhütte

Was hat mich sonst noch beschäftigt?

In den letzten Jahren habe ich immer wieder phasenweise auf Zucker verzichtet. Obwohl es mir unglaublich gut tut, fällt es mir schwer, dabeizubleiben. Mir hilft es, darüber zu schreiben und zurzeit erforsche ich noch, was wirklich bei mir dahintersteckt. Als ich mich tiefer mit gesunder Ernährung beschäftigt habe, habe ich Clean Eating wiederentdeckt.


Es ist mir das erste Mal vor zehn Jahren begegnet, interessanterweise in einem Buch von Julia Cameron, in dem es darum geht, sein Essverhalten zu verbessern, indem man darüber schreibt. Clean Eating ist nichts anderes als eine natürliche Ernährung ohne Zusatzstoffe und Konservierungsmittel, Zucker, Alkohol und Weißmehl. Positiv gesagt: viel frisches Gemüse kombiniert mit Eiweiß und komplexen Kohlenhydraten, frisches Obst und gesunde Fette.


Einige Bücher, Blogs und Kochbücher später bin ich bei Ayurveda gelandet und habe mehrere Wochen lang eine Entgiftungs-Kur gemacht. Seitdem kombiniere ich genau das aus beiden Ernährungsformen, was mir gut tut und in meinen Alltag passt. Es wird immer ein Prozess bleiben und mir an manchen Tagen besser gelingen als an anderen – genauso wie mit meinen Yogaübungen und dem regelmäßigen Schreiben. 

Im Herbst war ich im Urlaub an der wunderschönen italienischen Blumenriviera und der Côte d’Azur. Am meisten habe ich mich auf Nizza gefreut. Doch die schönsten Momente waren auf Portofino und im ligurischen Hinterland, als wir eine Ölmühle besucht haben und mit so vielen Flaschen Olivenöl, wie wir tragen konnten, wieder raus sind. Das überraschendste an der Reise war eine Urlaubsbekanntschaft aus der nun eine kleine Postkartenfreundschaft geworden ist.


Die weiteren freien Tage habe ich dafür genutzt, um meinen Kleiderschrank auszumisten und neu zu sortieren. Dabei habe ich meine erste Capsule Wardrobe für den Herbst/Winter erstellt und was soll ich sagen: Ich bin seit langem richtig zufrieden damit und habe nicht mehr das Gefühl, mir etwas Neues kaufen zu müssen. Endlich ist alles überschaubar und lässt sich perfekt untereinander kombinieren.

Ausblick auf 2020: So geht es weiter…

Ich weiß, dass ich nicht alle Ziele für dieses Jahr erreicht habe, doch darum geht es gar nicht. Ich bin auf dem Weg und mag die Umwege. Für 2020 nehme ich mir vor:

  • Mehr Regelmäßigkeit in allem, was ich tue (Clean Eating, schreiben, Yoga…)!
  • Ich möchte produktiver sein und Workflows für das Schreiben und Federschrift entwickeln, damit ich meinen Redaktionsplan besser einhalte, wieder regelmäßig blogge, Inspirationsletter verschicke und Instagram nicht länger vor mir herschiebe.
  • Ich träume schon lange von einem Projekt, bei dem ich eigene Fotografien und Geschichten miteinander verbinde. Im nächsten Jahr würde ich gerne wieder mehr fotografieren und an verschiedenen Storyformaten schreiben.
  • Mein Kurzgeschichten-Band existiert bisher nur in meinem Kopf. Ich möchte weiter daran schreiben und ihn nächstes Jahr fertigstellen.
  • Ein Ziel, das es schon letztes Jahr gab: Schreib-Workshops geben und daraus einen E-Mail- und/oder Online-Kurse entwickeln.
  • Mein Wissen und die Erfahrung aus der Schreibberater-Weiterbildung auf Federschrift einbringen.
  • Da das Nachdenken auf dem Papier immer wichtiger für mich wird, kann ich mir gut vorstellen, das Thema Journaling und Schreibimpulse stärker auf Federschrift einzubringen.

Ich danke allen, die mir bis hierhin auf Federschrift gefolgt sind und hoffentlich weiter mit dabei sein werden. Ganz besonders freue ich mich über die E-Mail-Kontakte, die sich daraus entwickelt haben und dass so manchem meine Schreibpause aufgefallen ist.

Ich schreibe weiter – ich hoffe, du auch!

Was sind deine (Schreib-)Ziele für das neue Jahr? Schreib es mir gerne in die Kommentare.

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Die Kunst des letzten Satzes – So schreibst du ein gutes Ende (mit Beispielen aus der Literatur)

Die Kunst des letzten Satzes – So schreibst du ein gutes Ende (mit Beispielen aus der Literatur)

Der letzte Satz ist gelesen. Die Figuren treten von der Bühne ab. Es ist der Moment, in dem Leser*innen das Buch schließen und Abschied nehmen. Hier entscheidet sich, mit welchem Gefühl sie die Geschichte zurücklässt. Wie dir ein Ende gelingt, das Leser*innen begeistert und auf welche Weise du Geschichten beendest, liest du hier.

Mit dem Ende steht und fällt, wie Leser*innen deine Geschichte in Erinnerung behalten. Ein guter Anfang ist wichtig, um die Leser in die Geschichte zu ziehen, so ist ein gutes Ende genauso wichtig, doch oft entscheidender über den Erfolg einer Geschichte. Am meisten bleibt uns das Ende in Erinnerung: Das gelungene und das, dass irgendwie nicht zufriedenstellend war.

Was macht ein gutes Ende aus?

Das Ende einer Geschichte ist die logische Folge aus der vorangegangenen Handlung. Der Schluss führt alles zusammen: Lose Handlungsstränge, Antworten auf offene Fragen, er löst den Hauptkonflikt und zeigt, ob die Figuren ihr Ziel erreicht haben und wie sie sich dadurch entwickelt haben. Die Kunst des letzten Satzes ist es, den richtigen Zeitpunkt zu treffen und nicht zu früh oder mit einem langatmigen Schluss enden.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Ende einer Geschichte?

Ein perfektes Ende kommt für den Leser überraschend und erscheint ihm dennoch genau richtig.

William Zinsser

Das perfekte Ende ist also eine Balance aus der Lesererwartung und der logischen Konsequenz aus dem, was zwischen Anfang und Ende steht. Um das zu erreichen, braucht es Übung und Gespür: Probiere verschiedene Enden aus und gehe nach deinem Gefühl, welche Variante am besten zur Geschichte passt.

Endet die Geschichte zu früh und zu abrupt, lässt sie den Leser mit einem unguten Gefühl zurück. Zieht sich das Ende zu lange hin, liefert eine erklärende Zusammenfassung, eine Moral oder sogar eine zufällige Auflösung (die sich nicht aus der Handlung oder den Figuren ergibt) wird sich der Leser für dumm verkauft fühlen und die Geschichte unglaubwürdig finden.

An bestimmte Genre ist meist auch eine bestimmte Erwartung geknüpft: In einem Liebesroman erwarten Leser*innen ein Happy End, bei einem Krimi, dass der Mörder und das Motiv enthüllt werden.

Einen tollen Tipp habe ich auf diesem Blog gelesen, er stammt von der Schriftstellerin Sharon Warner. Sie empfiehlt: Schreibe das Ende, bis sich fast eine neue Geschichte am Ende andeutet.

Falls du zu späten Enden neigst, gibt es auch hier einen Trick: Lies dir dein Ende durch bis zum vorletzten Absatz. Decke den letzten Absatz mit deiner Hand ab oder knicke das Papier um. Wie wirkt es? Könnte die Geschichte bereits hier enden – oder noch einen Absatz früher… oder noch früher? Dieselbe Probe geht auch umgekehrt: Fühlt sich dein Ende noch nicht ganz rund an und fehlt ihm etwas, dann schreibe noch einen Absatz und überprüfe die Wirkung.

Das Ende von Sätzen und Absätzen

Neben dem Schluss der Geschichte hat auch jedes Kapitel, jeder Absatz und jeder Satz ein Ende. In Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben widmet Roy Peter Clark ihnen ein eigenes Kapitel. Er zeigt, dass der letzte Satz oder nur das letzte Wort eines Kapitels bereits eine Andeutung des großen Finales am Ende beinhalten kann. Sobald das Ende deiner Geschichte feststeht, überprüfe die Enden deiner Kapitel.

Das letzte Wort

Das Ende mancher Geschichten ist auf ein letztes Wort hin konzipiert. Vladimir Nabokovs Roman Lolita beginnt und endet mit dem Schlüsselwort:

Anfang:
Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden.

Ende:
Und dies ist die einzige Unsterblichkeit, an der du und ich gemeinsam teilhaben dürfen, meine Lolita.

Verschiedene Arten von Enden

Für das Ende einer Geschichte gibt es unzählige Möglichkeiten. Ein gutes Hilfsmittel ist es, dir den Rahmen der Geschichte bewusst zu machen oder dich für einen zu entscheiden.

Roy Peter Clark beschreibt einige davon, zum Beispiel:

  • Der Zeitrahmen: Hier gibt das Ticken einer Uhr den Rahmen vor – zum Beispiel bleibt den Figuren nur noch wenig Zeit, um etwas zu tun oder zu finden. Hier endet die Geschichte, wenn die Zeit abgelaufen ist.
  • Der räumliche Rahmen: Der Beginn einer Reise oder einer Suche führt den Leser an verschiedene Orte bis er an seiner letzten Destination angekommen ist. 
  • Den Kreis schließen: Bei einem Ringschluss beziehen sich Anfang und Ende aufeinander. Hat die Geschichte mit einer Reise begonnen, so endet sie mit einer Rückkehr: Das Ende führt zurück zum Ort des Anfangs. Der Schluss kann aber auch eine Erkenntnis oder Wiederholung eines prägnanten Satzes aus dem Anfang sein, der jetzt in einem anderen Licht erscheint.

Das lineare Ende

Bei diesem Ende fügen sich alle Handlungsstränge zusammen, es gibt keine offenen Fragen und keine Überraschungen. Ein Beispiel ist das Happy End.

Da ein solch runder Schluss unglaubwürdig wirken kann, beschreibt Fritz Gesing in seinem Klassiker Kreativ Schreiben Varianten wie den:

  • „offenen Schluss: Der Leser soll die Lösung finden, die in der Logik der Geschichte liegt.
  • ambivalenten Schluss, der weder glücklich noch unglücklich ist, aber auch nicht vage sein darf.“

Anfang und Ende schreiben

Wie du zum Ende deiner Geschichte findest, hängt von deiner Arbeitsweise ab. Manche haben das Ende bereits beim Schreiben im Kopf; andere beginnen zu schreiben, ohne zu wissen, wie ihre Geschichte endet. Beides ist möglich und ganz egal wie dein Schreibprozess aussieht: Sobald dein Entwurf geschrieben ist, solltest du dir Anfang und Ende nochmals gemeinsam anschauen.

Lege deinen Anfang und das Ende nebeneinander. Gibt es ein Motiv, einen Satz oder Ort aus dem Anfang, den du uns Ende aufnehmen kannst? Oder umgekehrt: Gibt es etwas in deinem Anfang, das du mit Blick auf das Ende umschreiben willst? Manchmal kann es sein, dass du das Ende bereits in deinem Text findest. Roy Peter Clark empfiehlt, sich den ersten Absatz durchzulesen und zu prüfen, ob sich dort nicht schon ein Ende versteckt.

Beispiele für letzte Sätze und Absätze

Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie du das Ende einer Geschichte schreibst, ist es hilfreich, viele Enden zu lesen. Bei Romanen und Geschichten lohnt es sich, genau hinzuschauen und Schlüsselstellen wiederholt zu lesen – so fallen dir mehr Details auf, etwa, wie das Ende vorbereitet wird und welche Hinweise bereits am Anfang oder im Verlauf der Geschichte eingestreut sind.

Hier findest du sechs Beispiele aus der Literatur für ein Ende und letzte Sätze:


Mit einer Erkenntnis enden

Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es dich gegeben hat.
Und weil es dich gegeben hat, werden immer Spuren von dir da sein, die über die Erde wehen.
Ich habe das an hundert verschiedenen Orten gedacht. Im Schnee. In einem dunklen Wald.
Ich denke es jetzt.
Ich denke es, da ich meinem Mann auf einem Pferd zu einer Hütte auf einer Lichtung folge, nach einem Tag in der Sonne. Sein Hemd ist am Rücken feucht und sein linker Arm nach hinten ausgestreckt, ich soll meine Hand in seine legen. Das tue ich. Seine Hand schließt sich um meine, drückt sie, und in dieser Geste denke ich an dich.

Susan Fletcher: Austernfischer

Den Titel des Romans auflösen

Noch bevor sie die ersten gebrochenen Worte ihrer Tochter vernahm, wusste sie, dass es zu spät war. Das Muster, nach dem sie gesucht hatte, war verschwunden. Schlimmer noch – es war nie da gewesen. Wie konnte es auch anders sein? Was sie sich erhofft hatte, war ein Hirngespinst, ein Traum, ein Ding der Unmöglichkeit: Wie der Regen, bevor er fällt.

Jonathan Coe, Der Regen, bevor er fällt

Mit einer Erinnerung enden

Sogar jetzt noch kann ich mir vorstellen, wie sie in ihrem purpurroten Sommerkleid und den hohen schwarzen Stiefeln durch die Zimmer des Pink Hotel stolziert. Manchmal, wenn ich blinzle, sehe ich immer noch wie sie mir von einer Tür aus zulächelt.
Anna Stothard, Pink Hotel

Der Dialog / Die offene Frage

„Du hast meine Frage nicht beantwortet. Ich soll nach Hause kommen – und dann?“
Es klingt schrecklich, aber ich konnte ihr keine Antwort darauf geben, weil ich selbst keine hatte.
Howard Jacobson, Liebesdienst

Abschied nehmen

Leila sah zu, wie der Brief langsam versank, und entfernte sich vom Kanal. Zurück ließ sie nur den Abdruck ihrer weißen Pumps in der Erde.
Claire Gondor: Ein Kleid aus Tinte und Papier

Mit einer Vorausdeutung enden
Ich werde deine Hand nehmen, du wirst aufstehen, und dann, dann werden wir gehen.
Katharina Hartwell, Das Fremde Meer

Diesen Schluss finde ich besonders spannend: Die Zeitebene wechselt von Präsens in die Zukunft – wobei offen bleibt, ob es so eintreten wird oder nur eine Vorstellung des Erzählers ist.

Das perfekte Ende braucht Übung

Du siehst: Ein gutes Ende ist kein Zufall. Lies viel, schaue Filme und sieh dir die Konstruktion von Anfang und Ende genau an. Für das perfekte Ende braucht es womöglich ein paar Anläufe. Probiere verschiedene Enden aus und schreibe mehrere Versionen (und behalte zur Sicherheit alle davon) – bis du das Ende findest, das genau zu deiner Geschichte passt.

Quellen und weiterführende Literatur
Clark, Roy Peter (2017): Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben. Handbuch für Autoren, Journalisten & Texter. Autorenhaus Verlag: Berlin
Gesing, Fritz (1994): Kreativ Schreiben. Handwerk und Techniken des Erzählens. Dumont: Köln.
Zinsser, William (2001): Schreiben wie ein Schriftsteller. Fach- und Sachbuch, Biografie, Reisebericht, Kritik, Business, Wissenschaft und Technik. Autorenhaus Verlag: Berlin.